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Subjektivierung und Kohäsion

Zur Rekonstruktion einer materialistischen Theorie des Rechts

  • 2. Auflg. 2015
  • Erscheinungsdatum: 07.05.2007
  • Hardcover
  • 360 Seiten
  • 22.2 x 14 cm
  • Fadenheftung
  • ISBN 978-3-938808-29-0
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Beschreibung


Auf der Basis einer Rekonstruktion der seit dem Ende der 1970er Jahre mehr oder weniger verstummten Rechtstheorie in der Tradition von Marx entwickelt Subjektivierung und Kohäsion einen kritischen Gegenentwurf zu den heute vorherrschenden Gesellschafts-Rechts-Theorien.

Zu diesem Zweck werden die Arbeiten von Franz Neumann, Otto Kirchheimer, Eugen Paschukanis, Oskar Negt, Isaac D. Balbus, der sog. ›Staatsableitungs-Schule‹, Antonio Gramsci, Nicos Poulantzas und Michel Foucault in ihren Stärken und Schwächen analysiert und anschließend füreinander übersetzt. Die so gewonnenen Ergebnisse werden dann mit den avanciertesten Rechtstheorien (Niklas Luhmann/Gunther Teubner und Jürgen Habermas) konfrontiert und zu einer neuen Konstruktion zusammengefügt. Dabei werden sowohl Überlegungen der kritischen Theorie als auch poststrukturalistische Erkenntnisse aufgenommen: in eine materialistische Rechtstheorie auf der Höhe der Zeit, die Defizite der vorhandenen Theorien vermeiden kann – vor allem die Ausblendung des Geschlechterverhältnisses sowie funktionalistische, ökonomistische oder politizistische Reduktionen des Rechts.

Schließlich wird die Herausbildung europäischer Grundrechte in sozialwissenschaftlicher Perspektive analysiert, womit gleichzeitig ein Beitrag zur Debatte um die Transnationalisierung des Rechts geleistet wird.

Das Werk wurde im Oktober 2017 mit dem Übersetzungspreis des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.

Sonja Buckel


Sonja Buckel

Sonja Buckel, Prof.Dr., geb. 1969, studierte sowohl Politik- als auch Rechtswissenschaft, promovierte mit der vorliegenden Arbeit in Frankfurt am Main und arbeitete dort als wissenschaftliche Mitarbeiterin am gesellschaftswissenschaftlichen Fachbereich. Seit September 2013 Professorin für Politische Theorie am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Kassel.

Pressestimmen


So kann man die Arbeit als gesellschaftstheoretisch fundierten Beitrag zur normativen Demokratietheorie verstehen, ohne der Autorin damit Unrecht zu tun, obwohl sie dies nicht als ihr erstes Anliegen benennt und obwohl das Buch viel reichhaltiger ist: Die Rechtstheorien der Frankfurter Schule von Neumann und Kirchheimer, die Wertformanalyse der 1970er Jahre, die Staatstheorie von Poulantzas, die Gesellschaftstheorien von Marx und Adorno, Foucaults Analyse der Gouvernementalität und die Rechtstheorien von Habermas/Maus und Luhmann/Teubner werden hinsichtlich ihrer Analyse des Rechts in der kapitalistischen Demokratie befragt und gewinnbringend miteinander konfrontiert.
Oliver Eberl, Politische Vierteljahresschrift 49 (2008).
Ein weiterer Aspekt, der »Subjektivierung und Kohäsion« zu einem wichtigen Beitrag der in jüngster Zeit wieder belebten Theoriediskussion in der Rechtswissenschaft macht, ist der spezielle Ansatz, den Buckel für die Rekonstruktion einer materialistischen Rechtstheorie wählt. Ausgangspunkt bilden nicht primär die Marx’schen Ausführungen zum Recht, sondern vielmehr dessen Analyse der Warenform, die von Buckel generalisiert und auf das Recht bezogen wird. Dass dadurch marxistische Autoren des 20. Jahrhunderts dem Vergessen entrissen werden und deren rechtstheoretische Positionen extrahiert, systematisiert undfür die Rekonstruktion einer den aktuellen Bedingungen angemessenen materialistischen Rechtstheorie fruchtbar gemacht werden, wird die Dissertation von Sonja Buckel zweifellos zu einer der zentralen Arbeiten zeitgenössischer marxistischer Rechtstheorie machen.
Felix Hanschmann, Kritische Justiz, 1/2008.
Über die Ware hatte Marx geschrieben, dass sie ein »vertracktes Ding« sei, »voll metaphysischer Spitzfindigkeit und theologischer Mucken«. Dasselbe könnte man auch über das Recht sagen: Obschon es das Leben der meisten Menschen auf diesem Planeten in jeder Sekunde maßgeblich beeinflusst, ist alles andere als klar, was genau das Recht überhaupt ist, wie man seine metaphysischen Spitzfindigkeiten verstehen und seine theologischen Mucken austreiben kann. Sonja Buckel hat mit Subjektivierung und Kohäsion nun ein Buch vorgelegt, das diese Fragen zwar nicht endgültig klären, zu ihrer Beantwortung wohl aber einen wichtigen Teil beitragen dürfte.
Daniel Loick, diskus 1.08.
Ob etwas, und, wenn ja, was, in einer egalitären Gesellschaft der Zukunft an die Stelle der Rechtsform treten könnte, bleibt zunächst offen. Buckels Buch ist denn auch vor allem eine sehr pointierte und spannende Variante, wie die Bedeutung und Funktion des Rechts in kapitalistischen Gesellschaften zu deuten ist.
Thilo Scholle und Matthias Lehnert, Debatte und Praxis, Nr. 532, 17.10.2008.
Sie [die Verfasserin] charakterisiert die unterschiedlichen Richtungen innerhalb der »Hochphase der marxistischen Rechtstheorie« in den 1970er Jahren, die an Althussers Strukturalismus oder an Gramscis Hegemoniekonzept oder an die hegelmarxistisch ausgerichtete Tradition der Kritischen Theorie anknüpften und die bis zum heutigen Tag unversöhnlich seien. Ihre Kritik an Auffassungen, die das Recht lediglich auf eine Reproduktion des Kapitalismus reduzierten, oder die Rechtstheorie zu einer Unterabteilung von Staatstheorie verkommen ließen, ist so notwendig wie überzeugend.
Hermann Klenner, Das Argument, 273/2007.
Nachdem sie in Teil B ihres Buches die zentralen rechtstheoretischen Ansätze der materialistischen Tradition (Neumann, Kirchheimer, Paschukanis-Schule, Poulantzas, Gramsci, Althusser,Foucault) dargestellt und kritisiert hat, versucht Sonja Buckel in Teil C ihre eigene, materialistische Rechtstheorie systematisch zu entwickeln.
Giovani Agostini Saavedra, Die gespenstige Eigenwelt des Rechts.
Sonja Buckels Arbeit beinhaltet nicht nur einen brauchbaren Überblick über wichtige Positionen materialistischer Rechtstheorie, sie bietet zudem eine interessante Synthese vordergründig divergierender sozial- und rechtstheoretischer Ansätze.
Zeitschrift Marxistische Erneuerung, Nr. 76, 12/2008, Ingo Elbe.
Sonja Buckels Buch ist bemerkenswert, weil es ein Beispiel nicht nur für intellektuelle Brillanz, sondern auch für intellektuellen Mut und Nonkonformismus ist. Sie unternimmt nichts Geringeres als den Versuch, das Recht aus dem Ganzen der Gesellschaft zu begreifen, und zwar "in der Tradition von Karl Marx".
Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie, Bd. 94/4 (2008), Jochen Bung.
Sonja Buckel hat eine aus ihrer Dissertationsschrift hervorgegangene Studie zur Rekonstruktion einer materialistischen Theorie des Rechts vorgelegt, die, wenn es denn mit rechten Dingen zuginge, zum diesbezüglichen Standardwerk avancieren wird. (...) Buckel beschließt ihre Studie mit einer gelungenen Reflexion zum Verhältnis von Recht, Staat und Emanzipation.
Rote Ruhr Uni, April 2008, Hendrik Wallat.