Magazin 01/2022

Sensibilitäten der Forschung

Von Anush Yeghiazaryan

Die Rolle der Forschenden im Kontext ethnographischer Studien ist vielfach zum Objekt methodologischer Reflexionen geworden. In Anush Yeghiazaryans Studie Mythos und Identität wird sie diskutiert im Kontext von Diaspora und persönlicher Sozialisation. Für das Velbrück Wissenschaft MAGAZIN schreibt die Autorin – in Armenien geboren und aufgewachsen, an deutschen Universitäten tätig, über armenische Gemeinden in Österreich, Armenien und Iran forschend – über ihre Erfahrungen mit der wachsenden/abnehmenden Distanz oder Nähe zur eigenen und zu fremden (Wissenschafts-)Kulturen, die sie im Prozess der Forschung gemacht hat.

Die Jahre, in denen ich meine Dissertation verfasst habe, waren erfüllt mit Konfrontationen und Fragestellungen zu Besonderheiten der Forscherrolle in der Erhebung und Auswertung empirischen Materials. Der Methode und sich selbst gerecht zu werden, eine Aussage zu entwickeln: Das Wahrgenommene und das Verstandene, das Klare und das Störende, das ›Flüchtige‹ und das ›Schweigsame‹  des Sozialen zur Sprache zu bringen und zu ordnen, stellten stets eine Herausforderung dar. Die Frage, wie man die eigene Position, Empfindungen, Vorkenntnisse, Stärken und Schwächen für die Forschung fruchtbar machen kann, beschäftigte mich besonderes in der letzten Phase der Arbeit.

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