Magazin 09/2021

Vom Encasement

Von Stephan Vesco

Ein konspiratives Treffen in einem Amsterdamer Café, ein Plan weltumspannenden Ausmaßes, die Züchtung eines »neuen Menschen minus«. Das klingt wie der Stoff eines Agententhrillers. Doch was dem Protagonisten in Stephan Vescos literarischer Miniatur von seinem schillernden Gesprächspartner mitgeteilt wird, ist ebenso das Thema der rechtswissenschaftlichen Monographie, die der Autor gerade bei Velbrück Wissenschaft veröffentlicht hat. Aber statt um die große Verschwörung von Militärs, Politikern und Wissenschaftlern geht es dort – wesentlich nüchternen, aber kaum weniger spannend – um Die Erfindung der ökonomischen Rechtswissenschaft.

Der Mann musste um die 70 sein, aber auch in diesem Alter noch, ein piece of man, groß und massiv, dabei keinesfalls dick. Er hatte aschfahles, aber noch sehr volles Haar, gebräunte, leicht gegerbte Gesichtshaut, die weniger Falten warf, als sie in streng gezogene Linien zerfurcht und geteilt war, vor allem auch an der Stirn, auf der sich ein wie auf dem Reisbrett entworfenes Raster lauter kleiner Rechtecke bildete. Er sah das jetzt klar, denn der Mann hatte sich her gedreht, wohl den seitwärts auf seinen Nacken fallenden Blick gespürt und nachgesehen, unvermittelt und ungebrochen sah er ihn an, zog die Augenbrauen zusammen und blinzelte leicht. Weiter zum ganzen Beitrag (PDF)