Magazin 04/2021

Das Haus brennt

In seinem Beitrag für das Velbrück Wissenschaft Magazin greift Hendrik Kühn einige Äußerungen auf, die Giorgio Agamben anlässlich der Corona-Krise formuliert hat. Kühn, der bei Velbrück Wissenschaft jüngst ein Buch zu Agamben veröffentlicht hat (Theorie der Singularitäten. Eine Lektüre von Giorgio Agambens ›Die kommende Gemeinschaft‹), führt dessen Gedanken in anderer Form weiter mit dem Ziel, Antwort auf die titelgebenden Frage zu geben: Was ist der Mensch und wo geht er hin?

Magazin 11/2020

Corona: Indikator einer schon lange gegenwärtigen Krise

Markus Heidingsfelder und Maren Lehmann haben hochinteressante Beiträger/innen aus unterschiedlichsten Fachrichtungen für den neuen Sammelband: »Corona. Weltgesellschaft im Ausnahmezustand?«, der im Dezember 2020 erscheintgewinnen könnenWas bedeutet Corona eigentlich für die Weltgesellschaft? Ein Ausnahmezustand ist es nicht, eine Apokalypse ist es auch nicht, eher eine Plage oder eine Warnung? Es geht um die Implikationen vernetzter, inklusiver Globalität und die spannende Frage, welche Immunantworten die unterschiedlichen gesellschaftlichen Teilbereiche auf diese ›Plage‹ ausbilden?

Magazin 11/2020

Die Psychologie des Kolonialismus

Mongi Serbaji über Albert Memmis Portrait du colonisé

In seinem Magazinbeitrag diskutiert Mongi Serbaji, Beiträger des neuen Bandes von Sarhan Dhouib »Erinnerungen an Unrecht« (erscheint Dezember 2020), die politischen Herausforderungen einer Psychologie des Kolonialismus. Er bezieht sich dabei auf den tunesischen Philosophen und Essayisten Albert Memmi, der in seinem Werk Portrait du colonisé den Kolonialismus als ein Drama schildert, das sowohl von Kolonisierten wie auch den Kolonisatoren selber so empfunden wird. Serbaji legt in seiner spannenden Analyse den politischen Hintergrund des Portraits des Kolonisierten offen. (Mongi Serbaji, * 1973, promovierte an der Universität für Geistes- und Sozialwissenschaften Tunis über die Prozeduralisierung des Rechts nach Habermas)

Magazin 03/2020

Das comeback der Gesellschaft, aber wie? Das Loskommen von Luhmann und die Form der Gesellschaftstheorie

Ein beitrag von Tobias Arenz

In seinem Artikel für das Velbrück Wissenschaft Magazin erläutert Tobias Arenz, in dichtem Bezug zu seiner Studie »Die Spur der Gesellschaft. Reflexionen zur Gesellschaftstheorie nach Luhmann«, wie die Gesellschaft den formalen Blick Luhmanns übernehmen und von innen heraus überwinden muss. Der entscheidende Schritt auf dem Weg zu einer Gesellschaftstheorie »nach« Luhmann ist die Reflexion ihrer Normativität. Dieser Schritt erfolgt über einen Gesellschaftstheorievergleich, der ein neues, mit Pluralität zu vereinbarendes Verständnis von Normativität hervorbringt.

Magazin 03/2020

Vertraute Stabilität

Zur trügerischen Ruhe des Vertrauens im Prozess sozialer Verflechtung

Der im Folgenden dokumentierte Kurzvortrag von Julian Valentin Möhring, gehalten am 22.03.2019 in Berlin auf dem Kongress »Psychosomatik in unruhigen Zeiten. Vertrautes und Visionen« der Deutschen Gesellschaft für psychosomatische Medizin und ärztliche Psychotherapie in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kollegium für Psychosomatische Medizin, fasst in geraffter Form die Thesen seines jüngst bei Velbrück Wissenschaft erschienenen, gleichnamigen Buchs zusammen.

Magazin 04/2019

»Wehrhafte Demokratie« oder wie ein Inlandsgeheimdienst zum Demokratieschützer wird

Von Sarah Schulz

In ihrem Artikel für das Velbrück Wissenschaft Magazin erläutert Sarah Schulz, in dichtem Bezug zu ihrer Studie »Die freiheitliche demokratische Grundordnung. Ergebnis und Folgen eines historisch-politischen Prozesses«, wie deutsche Sicherheitsbehörden versuchen, sich als fraglos neutrale Instanzen des Demokratieschutzes zu inszenieren. Die Autorin kritisiert, dass eine Institution wie der Verfassungsschutz, die in den letzten Jahren von einem Skandal in den nächsten rutschte, für sich die Legitimität beansprucht, zu entscheiden, wer als ›Extremist‹ und damit als Feind der Demokratie zu gelten hat.

Magazin 10/2018

Digitalisierung der Lebenswelt als Angriff auf die Vulnerabilität

Velbrück Wissenschaft freut sich, im kommenden Frühjahrsprogramm unter anderem das neue Buch von Martin W. Schnell mit dem Titel »Digitalisierung der Lebenswelt« präsentieren zu können. Darin wird der Autor Thematiken aus seiner ebenfalls bei Velbrück Wissenschaften erschienenen Grundlagenstudie »Ethik im Zeichen vulnerabler Personen. Leiblichkeit – Endlichkeit – Nichtexklusivität (2017)« aufgreifen und sie zu einer Zeitdiagnose im Horizont einer Sozialphilosophie der Vulnerabilität erweitern. Im folgenden Text umreißt er für das Verlagsmagazin thesenhaft sein Projekt.

 

Magazin 07/2018

Systemerien

Hier finden Sie einen aktuellen Beitrag unseres Autors Peter Fuchs. In seinem demnächst erscheinenden Buch »Systemerien« vertritt Fuchs die These, dass die moderne Gesellschaft wie andere Sozialformationen ein ›fundamentum inconcussum‹ benötigt. Dieses Fundament ist aber paradoxer Weise ein ‚fundamentum concussum‘ und bezeichnet die Erschütterlichkeit des Unerschütterlichen. Das Paradigma: Alles, was beobachtet wird, kann anders beobachtet werden. Vielleicht lässt sich von einer Kontingenzformel der modernen Gesellschaft sprechen. Oder anders formuliert: Alles, was anders beobachtet werden kann, kann anders anders beobachtet werden.

Magazin 05/2016

Angefeindet von innen und außen

Unzählige Male ist gefragt worden, was Europa ist – wenn nicht bloß ein gewisser Kontinent oder eine höchst mangelhaft legitimierte, bürokratisch verselbständigte und weitgehend intransparente institutionelle Realität, die den weitaus meisten Europäern offenbar nur als eine ferne Schimäre vorkommt. Das gilt gewiss ganz besonders für die Bevölkerungen nicht nur ökonomisch vielfach vernachlässigter Staaten Osteuropas, ob es sich nun um Mitglieder der EU wie Bulgarien, um bislang assoziierte Anwärter auf Vollmitgliedschaft wie Montenegro und Serbien oder um Nachbarn mit weitgehend unklarer Beitrittsperspektive wie Moldawien handelt. Auch in den rechtlich voll integrierten EU-Staaten erweckt Europa allzu oft den Eindruck eines Trugbildes. Behaupten nicht gerade diejenigen im Namen Europas handeln zu dürfen, deren Verbindung zur gelebten Realität, für die dieser Begriff doch auch stehen müsste, am allerwenigsten überzeugt? Zum vollständigen Artikel (pdf).

Magazin 12/2015

Politische Welt und politische Theorie – im Zeichen der Gewalt

Seit dem Fall der Mauer zwischen Ost- und Westdeutschland, NATO und Warschauer Pakt im Jahre 1989 wurde die Weltpolitik durch eine Vielzahl einschneidender und höchst folgenreicher Ereignisse skandiert.
Man erinnere sich nur an die Auflösung der Sowjetunion, an die Beendigung der Apartheit in Südafrika, an die inzwischen wieder obsolete Annäherung zwischen Israelis und Palästinensern, die Jassir Arafat und Yitzhak Rabin den Friedensnobelpreis eingebracht hat, an die Wahl des ersten farbigen Präsidenten der USA, an den Arabischen Frühling, aber auch an den Zerfall Jugoslawiens mit dem Massaker von Srebreniza, an den Ruandischen Genozid und an die Irak-Kriege, deren Nachfolgen sich in der gegenwärtigen Fragmentierung des Nahen Ostens zeigen. An politischen Ereignissen mangelte es in den letzten drei bis vier Jahrzehnten ebenso wenig wie an Anlässen dazu, sich auf die Frage zu besinnen, worin ihre historische Signifikanz liegt. Zum vollständigen Artikel (pdf).

Magazin 04/2015

Hybride Körper – (Re-)Assembling the Body?

In seiner ursprünglichen Bedeutung steht der Begriff der Hybridität für eine Vermischung von Verschiedenem, von zweierlei Herkunft, durch Kreuzung oder Mischung entstanden. Die Idee der Hybridität impliziert eine Überschreitung von Art-, Individuums- und Körpergrenzen (Rademacher 1999: 257; Vallant 2008: 75). Mit Blick auf seine Geschichte hat der bereits 1859 von Charles Darwin aufgegriffene Begriff der Hybridbildung bzw. Hybridisation zunächst mit Anerkennungsschwierigkeiten zu kämpfen (Brede/Schwenk/Streit 2010: 35). Zum vollständigen Artikel (pdf).

Magazin 02/2015

Rainer Trotzke: Buchstaben-Folgen: Schriftlichkeit, Wissenschaft, Metaphysik

Zur Reichweite einer medienphilosophischen Überlegung

Der folgende Artikel rekonstruiert das Projekt abendländischer Wissenschaft vor dem Hintergrund der Differenz von Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Es werden dabei zwei Debatten zusammengebunden, die bisher erstaunlicherweise kaum verknüpft worden sind: die interdisziplinäre Debatte der 80er und 90er Jahre um die kulturellen Auswirkungen von Schrift und Schriftlichkeit einerseits und die anhaltend breite philosophische Diskussion um Status und Reichweite wissenschaftlicher Weltdarstellungen andererseits. In einer doppelten – medienhistorischen und medienphänomenologischen – Perspektive wird gezeigt, welche (schrift-)praktischen Entstehungsbedingungen und welchen Status wissenschaftliche Aussagen als verdauerte sprachliche Handlungen haben, was bestimmte Miss-verständnisse von Wissenschaft sind und wie diese Missverständnisse gerade durch die (alphabet-)schriftliche Form der Wissensdarstellung evoziert werden. Ab-schließend werden einige allgemeine Überlegungen zur Reichweite und Relevanz medienphilosophischer Überlegungen vorgestellt. Zum vollständigen Artikel (pdf)