Akzente: EXIL

Steine, Straßen, Städte. 72. Jg. Heft 1/2025

  • Sprache des Textes: Deutsch
  • 22,2 cm x 14,0 cm
  • broschiert
  • 1. Auflage 2025
  • Erschienen: 26.03.2025
  • 104 Seiten
  • ISBN 978-3-910732-51-3
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Beschreibung


»Die Wege, auf denen ich lief, zogen mich groß«, schreibt der syrische Autor Ahmad Katlesh, »Ich rettete viele Straßen, indem ich sie mitnahm«, und thematisiert damit ein Sujet, das sich in der Exil-Literatur häuft. Häuser, Straßenzüge, ganze Städte ragen aus den Texten der Autor:innen heraus: Kabul, Damaskus, Butscha. 

Das sind die Städte, die die Schreibenden verlassen mussten und die wie sie selbst Betro ene von Kriegen und Gewalt sind. Weiter Schreiben – das Portal für Literatur aus Kriegs- und Krisengebieten – hat diese Texte gesammelt und widmet sich in dieser Ausgabe der Zeitschrift AKZENTE diesen inneren Kartierungen und den Orten, die die Autor:innen gerettet und mit ins Exil getragen haben. An den Städten, den alten und den neuen, lässt sich Vieles ablesen: Sind die Fenster nachts aus Angst oder ganz einfach aus einer Vorliebe heraus nicht erleuchtet? Kann man in einer Straße einfach herumstehen? Sind hier Frauen zu sehen? 

»In Damaskus (…) gehören die Straßen der Vergangenheit«, schrieb der palästinensisch-syrische Dichter Abdalrahman Alqalaq vor einiger Zeit. Gehören sie nun der Zukunft, in dieser ho nungsvollen Zeit nach dem Sturz des Assad-Regimes? Den Städten der Autor:innen, den zurückgelassenen, schmerzenden und mitgebrachten, möchte diese Ausgabe auch einen lichten Raum geben: Wenn etwa Lina Atfah und Nino Haratischwili in ihrem Briefwechsel plötzlich feststellen, dass die Häuser ihrer Vergangenheit sich zum Verwechseln ähnlich sehen, obwohl das eine im syrischen Salamiyya, das andere im georgischen Tbilissi steht, scheint etwas Helles auf. 

Die vorliegenden Texte werden selbst zu Anlaufstellen, an denen wieder etwas möglich ist – Verbindung, Austausch, Weitermachen, Weiterschreiben. 

Mit Texten von Galal Alahmadi, Abdalrahman Alqalaq, Lina Atfah, Ahmed Awny, Rasha Azab, Marie Bamyani, Asal Dardan, Yirgalem Fisseha Mebrahtu, Stella Gaitano, Daryna Gladun, Annett Gröschner, Rabab Haidar, Nino Haratischwili, Dima Albitar Kalaji, Ahmad Katlesh, Nasta Mancewicz, Mariam Meetra, Kateryna Mishchenko, Bahram Moradi, Widad Nabi, Tanasgol Sabbagh, Sam Zamrik. 

Herausgeberin der AKZENTE, Zeitschrift für Literatur: Marietta Thien

Das Heft wurde kuratiert von Annika Reich, Mitarbeit: Mirjam Wittig (www.weiterschreiben.jetzt) ISSN 0002-3957 Erscheinungsweise: viermonatlich Abonnementpreis Inland p.a.: EUR 35,00 zzgl. Porto

Auch als eBook erhältlich in unserer Versandbuchhandlung Velbrück und auf allen gängigen Plattformen.

Annika Reich


Annika Reich
© Heike Steinweg

Annika Reich (*1973) hat Philosophie und Ethnologie studiert. Sie ist Schriftstellerin, (Mit)Gründerin und Künstlerische Leiterin von „WIR MACHEN DAS“ und „Weiter Schreiben“. Auch die Kolumne „10nach8“ bei ZEIT Online hat sie mitgegründet und -geleitet. Ihre Romane und Kinderbücher erscheinen in den Hanser Verlagen. Zuletzt Männer sterben bei uns nicht (2023) bei Hanser Berlin. Annika Reich lebt in Berlin.

Mirjam Wittig


Mirjam Wittig
© ©Stefan Klüter

Mirjam Wittig (*1996) hat Philosophie und Literarisches Schreiben studiert. Arbeit in der Kulturvermittlung u.a. für das PROSANOVA Festival und die BELLA triste Literaturzeitschrift, daneben diverse Lehraufträge. 2022 erschien Mirjams Debütroman An der Grasnarbe im Suhrkamp Verlag, aktuell ist ein zweiter Roman in Arbeit. Mirjam Wittig lebt in Berlin und arbeitet seit 2024 im Team von "Weiter Schreiben" mit.

Pressestimmen


[G]leich der erste in „Akzente“ aufgenommene kleine Briefwechsel (2019 geführt von der syrischen Dichterin Lina Atfah und der georgischen Schriftstellerin Nino Haratischwili, die eine mittlerweile wohnhaft in Wanne-Eickel, die andere in Berlin) bietet das verblüffende Phänomen zweier mit abgedruckter Fotos beschädigter Häuser, die die Schriftstellerinnen jeweils als Erinnerungen an ihre Heimaten aufbewahrt haben – und die sich so ähnlich sind, dass Atfah schreibt: „Warum sollte Nino mir ein Foto unseres Hauses in Salamiyya schicken?“, um dann fortzufahren: „Wir teilen nicht nur einfache Details, sondern es ist ein ganzes Leben, das die Fäden zwischen uns spinnt.“ diesen Gespinsten gehen die „Akzente“ mit Texten von mehr als zwanzig Exil-Autoren nach, unter denen Haratischwili die hierzulande Bekannteste ist, aber lesenswert sind sie alle. Weil sie die Rettung in die Sprache (bisweilen auch die deutsche) zum Thema haben und damit die grundlegende Exil-Erfahrung.
Andreas Platthaus, FAZ, 13.05.2025
[…] So wurden von Herausgeberin Marietta Thien Erscheinungsbild und Anmutung der dezent in die Jahre gekommenen Publikation beherzt entstaubt, wirken nun leichtfüßig, zugänglich, gegenwärtig. Zudem geht das erste Heft des Jahres 2025 auch thematisch und inhaltlich gleich in medias res und setzt vernehmlich Maßstäbe: EXIL – Steine, Straßen, Städte, ein ambitionierter, beziehungsreicher Titel, dem das, was dann auf den 100 lesenswerten, diskursfordernden Seiten folgt, in nichts nachsteht. [...] Das erste Heft der Akzente im neuen Gewand überzeugt mit einem klugen, vielstimmigen und exzellent kuratierten Beitrag zur aktuellen Diskussion des Themas Exil.
Manfred Luckas, Freier Deutscher Autorenverband, 15.05.2025