Die Beginen [Paperback]

im europäischen Vergleich

  • 140 Abb., davon 23 farbig
  • 1. Auflage
  • Erscheinungsdatum: 31.08.2020
  • 432 Seiten
  • 23,7 x 16 cm
  • broschiert
  • ISBN 978-3-7758-1414-0
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Beschreibung


»Eine Jede möge sich durch ihrer eigenen Hände Arbeit ernähren können.«

Die Beginenbewegung entstand als religiöse oder spirituelle Gemeinschaft von Frauen bereits im Hochmittelalter. Noch heute zeugen die Beginenhöfe in Flandern, den Niederlanden, Nordfrankreich und in Deutschland von ihrer Präsenz.

Dass es sich bei der Beginenbewegung um ein europäisches Phänomen handelt, ist bisher nur unzulänglich bekannt. Bei seiner Spurensuche in ganz Europa deckt Paul Marchal sowohl Berührungspunkte als auch Differenzen in Lebensstil, Regelwerk sowie im religiösen Alltag zwischen den Beginen unterschiedlicher Regionen auf: Wohltätigkeit, Glaube und Arbeit waren überall in Europa die wichtigsten Eckpfeiler im Leben einer Begine.

Beginen waren in der Regel selbstständige Frauen, die zunächst weder heiraten noch in ein Kloster eintreten wollten. Aufgrund ihres gesellschaftlichen Engagements, unter anderem Totendienst und Krankenpflege, waren sie an prominenter Stelle in den sozialen Netzwerken vieler europäischer Städte vertreten. Im Gegensatz zu den meisten Klosterorden lebten die Beginen nicht neben, sondern in der Gesellschaft. Sie kannten weder Lebenszeitgelübde noch Klausur. Als religiöse und soziale Unternehmerinnen spielten sie oftmals eine maßgebliche Rolle in der Erziehung, in Handwerken und im Gesundheitswesen. Dabei wurden die Beginen immer wieder auf ihre dienende Frauenrolle verwiesen und als moderne Frauen ihrer Zeit misstrauisch beäugt.

 

Hier gelangen Sie zum Interview (Weiterleitung)

Paul Marchal


Paul Marchal arbeitete als Sekundarschullehrer, in der Erwachsenenbildung, als Moderator beim Belgischen Rundfunk (VRT) und als Sprachkoordinator bei Tourismus Flandern. Sein Beginenprojekt hat sich phasenweise entwickelt: von einem anfänglich lexikalischen Interesse am Kloster- und Beginenwesen hin zu einer aktiven historischen Erforschung des europäischen Beginenwesens.

Sigrun Dieberg


Pressestimmen


Edda Neitz: Herr Marchal, Ihre Veröffentlichung ist das Ergebnis von fast drei Jahrzehnten fleißiger Aufbereitung lexikalischer Unterlagen und Untersuchungen.Was hat Ihr Interesse für die Beginen geweckt?

Paul Marchal: Kurz gesagt waren es meine Erfahrungen als Kulturführer. Obwohl die Beginenhöfe gut besucht sind, war ich erstaunt, wie wenig die Besucher über diese Frauen wissen. Hinzu kommt, dass ich durch die Zusammenarbeit mit Volkshochschulen im Rheinland an aufschlussreiche Unterlagen zur deutschen Geschichte der Beginen kam.
Paul Marchal im Interview, Aachener Zeitung, 23. Januer 2021.

L.I.S.A.: Herr Marchal, Sie haben ein Buch über eine bestimmte Gruppe von religiösen Frauen, die Beginen, geschrieben, das sowohl zeitlich als auch räumlich einen weiten Bogen spannt. Woher rührt Ihr Interesse für die Beginen?

Paul Marchal: Das Beginenwesen ist ein multidisziplinäres Thema. Beginen lebten im Gegensatz zu Nonnen nicht neben sondern in der Gesellschaft. Sie waren Religiosen, die (meistens) im städtischen Kontext anzutreffen waren. Wer sich mit dem Thema der Beginen auseinandersetzt, erfährt folglich eine Menge über Kirche, Klosterorden, Stadtstrukturen, kulturelles und wirtschaftliches Leben - um nur einige Aspekte zu nennen. Und vergessen wir nicht den Gegensatz Männerwelt-Frauenwelt. Das Beginenthema ist konfliktbeladen - sowohl in kirchlicher wie in gesellschaftlicher Hinsicht. Das alles macht es für mich besonders spannend.
Paul Marchal im Interview, L.I.S.A-Wissenschaftsportal der Gerda-Henkel-Stiftung, 22.12.2020.