Magazin 10/2022

Der Dritte. Zur Theorieinnovation in der Sozialontologie

Interview mit Joachim Fischer

Was ändert sich schlagartig und fundamental, wenn in eine soziale Beziehung zwischen Ich und Du, zwischen Ego und Alter ego »der/die Dritte« eintritt? »Fast alles, was sozial geschieht, geschieht unter der Beobachtung Dritter. Bald ist es das Publikum, bald das Wahlvolk, bald sind es die Konsumenten, die Eltern, die Kinder oder die Gerichte, deren Existenz beim sozialen Handeln in Rechnung gestellt wird. Dass es Dritte gibt, diszipliniert ungemein, und es erhöht zwischen Ego und Alter die Chancen auf Konsens. Womit wäre nicht zu rechnen, wenn es keine Aufsicht, keine Rücksicht und keine Einvernahme gäbe. Sobald Dritte da sind, müssen Ich und Du über Wille und Vorstellung hinausgehen und Gesichtspunkte einbeziehen, von denen aus Unvergleichbares eben doch vergleichbar ist und Gegensätze als solche innerhalb des desselben erscheinen. Solange es zwei gibt, gibt es nur Sozialität, sobald es einen Dritten gibt, gibt es Gesellschaft.« (Jürgen Kaube, FAZ, 26.11.2004)

Prof. Dr. Joachim Fischer erläutert im vorliegenden Youtube-Interview die Figur und Funktion der »dritten Person« innerhalb der Sozialontologie: Was bedeutet das Erscheinen der »dritten Person« für die Interaktion der »ersten Person« (Subjekt) mit der zweiten Person (der/die Andere)? Wie konstituiert sich Gesellschaft zwischen Identität, Alterität und Tertiarität? Wie nutzt die Sozialität die »dritte Person« für den komplexen Aufbau der Vergesellschaftung und ihrer Teilsysteme (Recht, Politik, Ökonomie, Medien, Familie)? Seine Studien zum Thema sind im gerade erschienenen Buch Tertiarität. Studien zur Sozialontologie zusammengefasst.

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