Magazin 06/2006

Kritische Gesellschaftstheorie heute

Zum Verhältnis von Poststrukturalismus und Kritischer Theorie

Was kann eine kritische Gesellschaftstheorie heute bedeuten? Diese Frage scheint auf den ersten Blick fast antiquiert. Die sog. Kritische Theorie der Gesellschaft hatte in der deutschen Soziologie ihre Hochzeit in den 1970er Jahren. Auch zu dieser Zeit war sie bereits ein Revival; sie vollzog einen Rückgriff einerseits auf Marx, andererseits auf die Arbeiten der Frankfurter Schule der 1930er bis 60er Jahre, zentriert um Adorno und Horkheimer. Der Rückgriff war verknüpft mit Versuchen einer Weiterentwicklung, im Neomarxismus einerseits, in der jüngeren Frankfurter Schule bei Habermas andererseits. Es ist offensichtlich, dass diese Phase einer allgegenwärtigen kontroversen Debatte um kritische Gesellschaftstheorie – vielleicht schlaglichtartig aufscheinend auf dem Frankfurter Soziologentag 1968 unter dem Titel »Spätkapitalismus oder Industriegesellschaft« – nicht mehr die unsere ist. Auf den ersten Blick und wenn man sich auf die deutsche Soziologie beschränkt, könnte man zu dem Schluss kommen, dass mittlerweile diese »kritischen« Analyseansätze, die durch ihre Perspektive selbst eine Distanz zu ihrem Gegenstand eingebaut haben, in der breiten Aufmerksamkeit durch solche verdrängt worden sind, die Horkheimer wohl unter der Rubrik der »traditionellen Theorie« eingeordnet hätte, etwa die Systemtheorie oder die Rational Choice-Theorie oder steuerungsorientierte middle range theories. Eine solche Diagnose würde aber – so denke ich – eindeutig zu kurz greifen, und zwar, weil sie von einem zu engen Begriff der Kritischen Theorie ausgeht und weil sie zugleich regional beschränkt ist. Zum vollständigen Artikel (pdf)