Das Andere der Ordnung

Theorien des Exzeptionellen

  • 1. Auflage 2015
  • Erscheinungsjahr: 2015
  • Erscheinungsdatum: 01.10.2015
  • Paperback
  • 340 Seiten
  • Fadenheftung
  • 22.2 x 14 cm
  • ISBN 978-3-95832-061-1
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Beschreibung


Im Zentrum sozial- und kulturwissenschaftlicher Forschung stehen Fragen der sozialen Ordnung. So verschieden die theoretischen Zugriffe und empirischen Befunde sein mögen – stets liegen ihnen spezifische Ordnungsvorstellungen zugrunde: Regeln sollen herausgearbeitet, Muster identifiziert und Strukturen sichtbar gemacht werden. Das Soziale erscheint als vielschichtiger Ordnungszusammenhang von Klassen und Kapitalsorten, Funktionssystemen und Organisationen, Netzwerken und Interaktionssituationen, Lebenslaufregimen und Subjektivierungsweisen, soziotechnischen Arrangements und Kommunikationsmedien, Sinnwelten und Praxen. Zugleich gehen Ordnungskonzeptionen stets mit spezifischen Vorstellungen von Nicht-Ordnung einher. Was Ordnung ist, lässt sich nur in Abgrenzung von ihrem Außen bestimmen. In sozial- und kulturwissenschaftlichen Theorien taucht dieses Andere allerdings meist nur als Ausnahme, Abweichung, Mangel, Störung oder Rauschen auf. Weil von der Ordnung her gedacht wird, schrumpft ihr Anderes zum Epiphänomen.

Der vorliegende Sammelband eröffnet diesem Ordnungsbias gegenüber eine neue Forschungsperspektive. Das Andere der Ordnung bleibt dabei auf diese bezogen, aber Vorrang erhält, was sonst lediglich als Problemanzeige und Kontrastfolie fungiert. Nicht die elaborierten sozial- und kulturwissenschaftlichen Semantiken der Ordnung, sondern die im Vergleich dazu weit weniger ausgearbeiteten Theoriefiguren des Irregulären und Außerordentlichen, des Exzeptionellen und Amorphen, des Ereignishaften und Inkommensurablen stehen im Mittelpunkt.

Mit einer systematischen Einleitung der Herausgeber und Beiträgen von Nina Degele, Alex Demirovic, Florian Heßdörfer, Lars Gertenbach, Susanne Krasmann, Christian Lavag-no, Oliver Marchart, Sven Opitz, Günther Ortmann, Marc Rölli und Erhard Schüttpelz.

Ulrich Bröckling


Ulrich Bröckling, Prof. Dr., ist Professor für Kultursoziologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

Seine Forschungsschwerpunkte sind: Soziologie der Sozial- und Selbsttechnologien; Gouvernementalitätsstudien; Kultursoziologie; Anthropologie; Soziologie des Krieges und des Militärs.

Christian Dries


Christian Dries, Dr. phil., arbeitet als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

Mario Leanza


Matthias Leanza


Matthias Leanza ist Wissenschaftlicher Oberassistent am Seminar für Soziologie der Universität Basel. Er studierte Soziologie an den Universitäten Bielefeld und Bologna und wurde 2016 von der Philosophischen Fakultät der Universität Freiburg i. Br. promoviert. Bei Velbrück Wissenschaft erschienen: Das Andere der Ordnung. Theorien des Exzeptionellen (2015), hg. zus. mit Ulrich Bröckling, Christian Dries und Tobias Schlechtriemen.

Tobias Schlechtriemen


Tobias Schlechtriemen, Dr. phil., arbeitet als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sonderforschungsbereich 948 Helden, Heroisierungen, Heroismen der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

Pressestimmen


Bereits die ›Perspektivverschiebung‹ (S. 9) im Einleitungsbeitrag der Herausgeber, auf theoretisch ›allgemeinerer‹ Ebene gehalten, konturiert den Problemhorizont überzeugend und daher gut nachvollziehbar und lotet zentrale Überlegungen dazu aus. Wer weitere theoretische Ansätze zum Thema kennenlernen will und hinsichtlich ihrer Erklärungsreichweite befragen, d.h. auch immanent kritisieren möchte, dem ist mit diesem materialreichen Buch bestens gedient, das auch ein Weiterdenken provoziert und zu weiterer Lektüre anregt. Daher ist diesem Sammelband zu wünschen, dass er in geistes- und sozialwissenschaftlichen Seminaren seinen Platz als Diskussionsgrundlage findet […].
Arnold Schmieder, socialnet.de, 12.2.2016.
Ich halte die Ausgangsthese des Sammelbandes für falsch; aber das beeinträchtigt nicht die Qualität des Buches!
Sociologia Internationalis Bd. 53, 2015 Heft 2, Manfred Prisching.
Gerade weil die Einleitung des Bandes sich jeglichen Pathos' enthält, sei in dieser Rezension darauf hingewiesen, dass Das Andere der Ordnung offensichtlich Berührungspunkte mit dem hat, was man einmal die großen Fragen des abendländischen Denkens nennen konnte. Ordnung und Nicht-Ordnung, das erinnert an Sein und Nichts, Gottfried Wilhelm Leibniz, Jean-Paul Sartre und Heidegger, und scheint eine Frage epochalen Ausmaßes zu sein. Oder, was weniger pathetisch klingt, aber disziplinär genauso folgenreich ist: Zumindest eine Leitdifferenz der Disziplin ›Soziologie‹ steht hier in Frage.
Soziopolis, 5.2.2016, Moritz Mutter.