Diagramme

Dissonante Resonanzen: Kunstsemiotik als Kulturtheorie

  • Erscheinungsdatum: 27.04.2009
  • Buch
  • 240 Seiten
  • 22 x 14 cm
  • ISBN 978-3-938808-62-7
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Beschreibung


Was ist der systematische Zusammenhang von Kunst und Philosophie? Warum lässt sich daraus etwas über die moderne Kultur lernen?

Kulturen, so lautet der Vorschlag des Buches, sollten wie Diagramme betrachtet werden. Dazu wird auf eine semiotische Theorie des Sinns zurückgegriffen, um sie am Beispiel von Kunstwerken zu einer Philosophie der modernen Kultur zu entfalten. Kulturen erscheinen so als Reflexivitätsverhältnisse, die am Leitfaden unterschiedlicher Symbolordnungen diagrammatische Relationen aufbauen. Solche Relationen werden als dissonante Resonanzen beschrieben. Philosophie, Künste und Wissenschaften tragen als Praktiken der Pflege von Re-flexivitätsverhältnissen dazu bei, Kulturen als Möglichkeitsräume darstellbar und beobachtbar zu machen. Begriffe, mathematische Formeln und künstlerische Artefakte stellen dabei der Sinnbildung unterschiedlich codierte Zeichen zur Verfügung, auf die Wahrnehmungs- und Kommunikationsprozesse zurückgreifen und die in ihrer Unterschiedlichkeit aufeinander verweisen.

Die in diesem Buch angestellten Beobachtungen erfolgen aus der Perspektive der Philosophie, aber sie verfahren exemplarisch und diagrammatisch. Ihr Fokus liegt auf Artefakten der Kunst, deren Sinnbildungspotentiale sie mit kulturtheoretischen und semiotischen Theoriemitteln reflektieren. Die Form der Reflexion ist mit der Form der Darstellung kongruent. Die Beispie-le sind überwiegend der neueren und der zeitgenössischen Kunst entnommen. Sie erstrecken sich von der Malerei über die Musik, Installationen und Theater bis zum Film. An ihnen wer-den diagrammatische Strukturen der Sinnbildung studiert, indem ihre phänomenologische Beobachtung auf die Reflexionsmöglichkeiten einer Kultursemiotik bezogen wird. Dabei geht es weniger um die Interpretation von Werken als um die Konstruktion von Konstellationen, die phänomenologische, semiotische und kommunikationstheoretische Überlegungen durch die Erzeugung diagrammatischer Relationen verschränken. Schlüssigkeit entsteht durch dis-sonante Resonanzen der Sinnbildung, die sie herbeiführen. Dissonante Resonanzen beschreiben die Dynamik von Sinn jenseits eines Modells der Repräsentation. Im diagrammatischen Geflecht kultureller Reflexionsleistungen fällt der Philosophie ein letztes Wort nicht zu. Gleichwohl bleibt ihr eine wichtige Rolle für die Beobachtung der modernen Kultur. Ihre Weise, die Kontingenzen des Sinns beobachtend zur Darstellung zu bringen, liefert Aufschlüsse, die so perspektivisch wie unersetzlich sind. Unersetzlich sind philosophische Darstellungen, weil sie immer wieder die grundlegende Frage nach der Möglichkeit von Be-stimmtheit aufwerfen. Das ist zugleich die Frage nach der Welt. Die Frage nach der Welt wiederum läßt sich nur als Frage nach der Kultur operativ behandeln, und dazu bedarf es einer Praxis der Darstellung, die diagrammatisch verfährt.

Dirk Rustemeyer


Dirk Rustemeyer

Dirk Rustemeyer, geb. 1959, ist seit 1998 Professor für Philosophie an der Universität Witten/Herdecke. Seit 2001 Lehrstuhl für Pädagogik an der Universität Trier, bleibt der Universität Witten jedoch als Gastprofessor verbunden.

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