Eingreifendes Denken

Die Wirkungschancen von Intellektuellen

  • Erscheinungsdatum: 15.11.2007
  • Buch
  • 460 Seiten
  • 22.2 x 14 cm
  • ISBN 978-3-938808-26-9
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Beschreibung


Orientiert an Begriffen und Hypothesen der Kultursoziologie Max Webers und Pierre Bourdieus, untersucht die vorliegende Studie die Sozialrelevanz von Ideen und die Wirkungschance von Intellektuellen in Ereignis- und Handlungskonstellationen der deutschen und französischen Geschichte vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Ausgehend von der Macht der Worte und der Macht, die über Worte erlangt werden kann, problematisieren die Konstellationsanalysen die Rolle des Intellektuellen als Vordenker und Vermittler von Deutungs-, Wahrnehmungs- und Klassifikationsschemata der sozialen Welt. Sie rekonstruieren politische Interventionsstrategien sowie Distinktions- und Definitionskämpfe um das Mandat des Intellektuellen.

'Eingreifendes Denken', ein von Bertolt Brecht geprägter Begriff, wurde als Titel gewählt, weil er das Erkenntnisinteresse der Studie pointiert: die Veränderung von Einstellungen, Verhaltensdispositionen und politischem Handeln durch die Veränderung von Deutungs-, Wahrnehmungs- und Klassifikationsschemata der sozialen Welt. Die Konstellationsanalysen akzentuieren die symbolische Macht, Dinge mit Worten zu schaffen, zeigen jedoch zugleich, daß die Konstitutionsmacht der Worte sozial konditioniert ist. Sie schreiben sich nicht in die Tradition einer Ideen-, Geistes- oder Diskursgeschichte ein, die Ideen zu Akteuren der Geschichte macht oder Handeln in Sprechakte auflöst, sondern unternehmen den Versuch, an ausgewählten historischen Fallbeispielen die Vernetzung von ideellen und materiellen Interessen, Sinn- und Handlungsstrukturen, Macht- und Definitionskämpfen sichtbar zu machen. Die Konstellationsanalysen zeigen Spuren des Eingreifenden Denkens, das nur auf der Mikroebene erfaßt, multiperspektiv erschlossen, analytisch gebrochen, erzählt und damit 'narralytisch' rekonstruiert werden kann.

Ingrid Gilcher-Holtey


Ingrid Gilcher-Holtey

Ingrid Gilcher-Holtey ist seit 1994 Professorin für Allgemeine Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der Zeitgeschichte an der Universität Bielefeld. Schwerpunkte: Geschichte der Intellektuellen, Geschichte der Neuen Sozialen Bewegungen, Geschichte des literarischen Feldes in Deutschland von 1918 bis zur Gegenwart. Seit 2004 ist sie Mitglied im wissenschaftlichen Beirat Germanistik des Deutschen Akademischen Austausch Dienstes (DAAD) und seit 2008 Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Stiftung Haus der Geschichte in Bonn. 2016 war sie am Kapitalismustribunal in Wien beteiligt.

Pressestimmen


Denken, das eingreift, macht sich angreifbar - das zu demonstrieren gelingt diesem Buch ausgezeichnet.
H-Soz-u-Kult. Mai 2008, Isabella von Treskow.
Der vom Verlag beigefügte vertiefende Inhalt zu Ingrid Gilcher-Holtey's "Eingreifendes Denken" lässt den offenen Diskurs wahrnehmbar werden, den die Autorin Ingrid Gilcher-Holtey in aussergewöhnlich hellsichtiger Weise vorführt. Zwischen dem 18.-20.Jhdt. ( Voltaire, Revolte, Aufklärung, Askese, Neue Linke bis zu Foucault.. ), der Kultursoziologie von Max Webers und Pierre Bourdieus und dem Begriff vom Eingreifendem Denken, der von Brecht stammt, umkreist und vertieft Ingrid Gilcher-Holtey in ihrem hervorragenden bis nahezu detailsüchtigen Diskursbuch "Eingreifendes Denken" die Wirkungsweisen von Intellektuellen und ergänzt es mit den Weisheitstraditionen Asiens (Tuischule** ) in ihrem Prolog. Als Abschluss ihres umspannenden Diskurses weist Gilcher-Holtey auf Foucault's Gliederung der drei Eigenheiten von Intellektuellen hin: beginnend mit dem spezifischen (lokal-sozial), allgemeinen (öffentlich-staatlich) und zu oberst den marxistischen (r-evolutionär) Intellektuellen und seine Wirkung. Sie schliesst zurecht, dass die spezifischen Intellektuellen spektakulär, theatralisch-provokativ, symbolisch auftreten, was hauptsächlich die Medien fasziniert - Foucault als Titelheld.
W+B Agentur-Presseaussendung Januar 2008.