Ethik im Zeichen vulnerabler Personen

Leiblichkeit – Endlichkeit – Nichtexklusivität

  • Erscheinungsdatum: 12.06.2017
  • Paperback
  • 196 Seiten
  • 22.2 x 14 cm
  • Fadenheftung
  • ISBN 978-3-95832-121-2
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Beschreibung


Die vorliegende Sozialphilosophie verfolgt das Projekt, die Elemente des Ethischen in gesellschaftlichen Ordnungen und Systemen als nichtexklusive Schutzbereiche zu denken, die niemanden von Achtung und Würde ausschließen. Sie reagiert damit auf »die Hilflosigkeit der Philosophen« hinsichtlich der Erklärung, wem gegenüber wir moralische Verpflichtungen haben. Sofern es Menschen sind, ergeben sich für die meisten Philosophien Probleme, weil sie Kriterien für den Begriff des Menschen verwenden, die immer irgendjemanden zu Unrecht unbeachtet lassen: Frauen, Behinderte, Tiere, Fremde und so weiter! Die Hilflosigkeit kann durch Nichtexklusivität zumindest gemildert werden, weil der Anspruch der Nichtexklusivität eine unverrückbare Perspektive in die Analyse gesellschaftlicher Ordnungen und Systeme bringt. Ein Testfall für ethische Nichtexklusivität ist der Umgang mit Vulnerabilität. Grundsätzlich ist jede Person aufgrund ihrer Leiblichkeit und Endlichkeit vulnerabel, in spezieller Hinsicht kann sie es durch Krankheit, Pflegebedürftigkeit und Behinderung werden. Im Gegensatz zu traditionellen Sozialphilosophien stehen damit nicht mehr allein die kognitiven und zweckrationalen Eigenschaften von Personen im Mittelpunkt des Ethischen, sondern deren leibliche Verankerung in Lebenswelt, Gesellschaft und Geschichte.
Zur Gruppe der Personen zählen alle Menschen und viele Tiere. Diese Perspektive kann außerdem verdeutlichen, dass sich der Diskurs, der die »große Erzählung« einst als unglaubwürdig betrachtete und gegen ein großes Patchwork aus lauter minoritären Singularitäten eintauschte, definitiv am Ende seiner Epoche befindet.
Die Ausführungen zu einer »Ethik im Zeichen vulnerabler Personen« sind in einer Schnittstelle situiert, die zwischen der philosophischen Ethik und der Ethik der Wissenschaften der Heilberufe besteht.

Martin W. Schnell


Martin W. Schnell

Martin W. Schnell ist Universitätsprofessor an der Universität Witten/Herdecke. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für Sozialphilosophie und Ethik im Gesundheitswesen. Publikationen bei Velbrück Wissenschaft: Ethik im Zeichen vulnerabler Personen (2017), Digitalisierung der Lebenswelt (2019, hg. mit Christine Dunger) und Das Ethische und das Politische (2020), Begegnungen mit künstlicher Intelligenz (2021, hg. mit Lukas Nehlsen), Medizinethik und Vulnerabilität (2023) .

Pressestimmen


Martin W. Schnell untersucht in ausserordentlicher Breite und Tiefe den Topos »Ethik im Zeichen vulnerabler Personen«, also in ihrer verletzbaren Leiblichkeit, Endlichkeit und Nichtexklusivität. [Ein] tiefer und zugleich panoramatischer Blick.
Marga u. Walther Prankl, kultur-punkt.ch, August 2019.
Die Ethik im Zeichen vulnerabler Personen testet Schnell dann anhand medizinethischer Anwendungsbeispiele. Bei der Erörterung von Themen wie Gesundheit/Krankheit, E-Health, Tod etc. werden die Stärken des nichtexkludierenden Ansatzes anschaulich. Hier problematisiert Schnell, wie durch technische Machbarkeit sowie ethische Konzepte Exklusionen gefördert werden.
Friedhelm Meier, Zeitschrift für Evangelische Ethik, 65. Jg., Heft 1, Januar bis März 2021.
Mit seiner Ethik hat der Sozialphilosoph Schnell das bioethische Konzept der Vulnerabilität systematisch fundiert und für das Gesundheitswesen erschlossen.
Thomas Bahne, Theologie der Gegenwart, I 2022.