Seit mehr als zwei Jahrzehnten wird mittlerweile an Neurotechnologien mit dem Ziel geforscht, das zentrale Nervensystem des Menschen mit technischen Systemen zu verbinden. In seiner wissenschaftssoziologischen Analyse rückt Marc Strotmann das Zusammenspiel der Akteure in diesem weiterhin noch im Entstehen begriffenen Forschungsfeld in den Fokus. Er deckt dabei die Konstellationen des Dazwischens auf, die sich an den Grenzen von Hirnforschung, Ingenieurswissenschaften und Medizin für ebenjene Akteure auftun.
Wird das menschliche Gehirn in naher Zukunft technologisch veränderlich sein? Werden sich dadurch therapeutische Alternativen und innovative Wege ergeben, die Funktionsweisen des Gehirns zu untersuchen? Das wird die Zukunft zeigen. Bereits jetzt ist klar, dass Neurotechnologien einen kommerziellen Markt anregen, ethische Bedenken schüren und politische Regulationsbestrebungen begründen.
Auf Grundlage ethnografischer Beobachtungen und zahlreichen Interviews mit an Neurotechnologien arbeitenden Forschenden fragt Marc Strotmann danach, was es bedeutet, sich in den Zwischenräumen einer emergenten Wissenschaft zu bewegen. Dazu verbindet er die empirische Detailliertheit der Science & Technology Studies mit dem theoretischen Reflexionsvermögen der Feldtheorie Bourdieus und entwickelt einen Blick für die performativen und formgebenden Handlungen von Wissenschaftler:innen in einem vorläufigen sowie kontrovers diskutierten Forschungsbereich.
Das Buch zeichnet ein detailliertes Bild einer spannungsreichen Arbeit am Selbst (der Forschenden), die zwischen epistemischen Fragen, technologischen Problemen, ethischen Herausforderungen und politischen Ansprüchen zu bestehen hat.