Der emphatische Bezug auf das, was wir das moderne Projekt der Befreiung nennen können, geht nicht selten mit einem aufklärerischen und emanzipatorischen Gestus einher. Betont wird dann das Erreichte, die Gleichheits- und Freiheitsgewinne, und die enormen sozialen Schubkräfte, die daraus erwachsen. Christoph Menke hingegen macht eine andere Rechnung auf: Alle Befreiungen und Befreiungsbewegungen sind ausnahmslos gescheitert. Menkes Diagnose, aber auch seine eigene Antwort auf dieses falsche Bewusstsein – Freiheit müsse als faszinierende Erfahrung des Anfangens, als ein bejahendes Bestimmtwerden gelesen werden –, sind Thema des Bandes.
Gescheitert sind die vergangenen Emanzipationsversuche, so schreibt es Menke in seiner Theorie der Befreiung, aber nicht an äußeren Um- und Widerständen, gescheitert sind sie, weil sich Befreiung in ihrer Verwirklichung selbst als Unterwerfung erwiesen hat. Dieses Scheitern gründet in einem falschen Verständnis von Freiheit, in einem Verständnis, das die innere Dialektik von Freiheit und Unfreiheit, die Verstrickungen der Autonomie, kaum begriffen hat und sich deshalb fortlaufend blockiert. Menkes Theorie der Befreiung verortet sich damit in einer kontroversen philosophischen Debatte, die für die Gegenwart von großer Bedeutung ist. Der Band will dieser Bedeutung gerecht werden, indem er die Theorie der Befreiung mit anderen Perspektiven und Lesarten der Befreiung ins Gespräch bringt; ein Gespräch, das vielleicht zu klären vermag, was die Wirklichkeit und die Kraft der Befreiung ausmacht.
Mit Beiträgen von: Hauke Brunkhorst, Jochen Bung, Franziska Dübgen, Klaus Günther, Axel Honneth, Gertrud Koch, Thomas Khurana, Christoph Menke, Sabine Müller-Mall, Francesca Raimondi, Martin Seel, Alexander Somek, Tim Wihl und Benno Zabel.