Seit ihrer Entstehung ging es der kritischen Theorie in ihren unterschiedlichen Ausführungen stets darum, die bestehende Gesellschaft mit ihren normativen Ordnungen zu kritisieren. Dabei differenzierten sich die unterschiedlichen Formen der kritischen Theorie hinsichtlich verschiedener Aspekte aus: Wurde die kapitalistische Gesellschaft in der frühen kritischen Theorie ausgehend von Hegel und Marx vor allem in ihrer Produktionsweise kritisiert, so rückten später die in ihr wirksamen Verständigungs- und Anerkennungsverhältnisse in den Vordergrund. Mit der Veränderung des Gegenstandsbereichs veränderten sich jedoch auch die normativen Maßstäbe der Kritik, wodurch die Frage nach den Gründen, aus denen Kritik geübt wird, für das Selbstverständnis der kritischen Theorie eine bedeutende Rolle spielt.
Der vorliegende Band geht den unterschiedlichen Begründungsformen von Kritik nach, die sich in klassischen und gegenwärtigen kritischen Theorien finden lassen. Dabei werden sowohl zu klassischen Positionen der Frankfurter Schule (Adorno, Habermas, Honneth), zu Reaktualisierungen kantianischer, hegelianischer und marxistischer Theorien als auch zu aktuellen Ansätzen des Critical Realism und des Perfektionismus Beiträge geliefert. Der Leser findet einen differenzierten Überblick über die unterschiedlichen Begründungsstrategien kritischer Theorien und erfährt, inwiefern die kritische Theorie einen unverzichtbaren Beitrag zur Philosophie und Gesellschaftstheorie der Gegenwart darstellt.
Mit Beiträgen von Peggy Breitenstein, Hauke Brunkhorst, Volkan Cidam, Fabian Freyenhagen, Christoph Henning, Steffen Herrmann, Philip Hogh, Hannes Kuch, Frank Kuhne, Christine Kirchhoff, Johanna Müller, Stefan Müller-Doohm, Hartmut Rosa.