Das Problem Kind

Ein Beitrag zur Genealogie moderner Subjektivierung

  • 22,2 cm x 14,0 cm
  • broschiert
  • 03.12.2021
  • 316 Seiten
  • 1. Auflage
  • ISBN 978-3-95832-268-4
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Beschreibung


Kind und Kindheit erscheinen uns als etwas Selbstverständliches, Quasinatürliches, gerade so, als hätte es sie immer gegeben. Doch sind sie historisch kontingent. Mehr noch: Seit dem 15. Jahrhundert ist das Problem Kind entscheidend an der Formation der westlichen Moderne beteiligt, ist ausschlaggebend für deren Funktionieren und Wandel.

Christoph T. Burmeisters Studie zeigt, dass durch die Subjektform Kind und die Idee der Kindheit die Entwicklung zentraler Vergesellschaftungspraktiken angestoßen wurde. Sie untersucht Techniken der Subjektivierung und der Organisation von Familie und Staat ausgehend von Michel Foucaults Konzept der Problematisierung. Diesen inter-/national noch kaum rezipierten Forschungsansatz erweitert der Autor zu einer historisch-relationalen Soziologie, mit der er unter anderem Jean-Jacques Rousseaus Émile befragt, den bislang übersehenen Stellenwert von Kindheit und Familie im Werk Foucaults selbst herausarbeitet und das spätmoderne Ideal der sozial-emotionalen Kompetenz analysiert.

Das Buch macht deutlich, wie ausgehend vom Problem Kind soziale, räumliche und zeitliche Ordnungen hervorgebracht werden, welche Rolle Eltern und Expert:innen, die Elemente Entwicklung und Erziehung sowie die Affekte Angst und Hoffnung spielen und wie es ab den 1970er Jahren zu einer Zunahme von präventierenden und optimierenden Praktiken kommt.

Christoph T. Burmeister


Christoph T. Burmeister ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Lehrbereich für Allgemeine Soziologie und Kultursoziologie am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin. Zuvor Studium der Kulturwissenschaften an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) und wissenschaftliche Tätigkeit am dortigen kultursoziologischen Lehrstuhl. Forschungsschwerpunkte: Soziologische Theorie, Poststrukturalistische Soziologien, Subjektivierungsforschung, Emotions- und Affektsoziologie, Soziologie (und Geschichte) der Kindheit sowie Re-/Problematisierungen sozialökologischer Fragen.

Pressestimmen


Die Studie schließt sich selbst der Soziologie der Kindheit und den Thesen einer generationalen Ordnung an. Sie trägt zur Theorie der Moderne und Subjektivierung bei; verdienstvoll sind die Anknüpfungen des Subjektes Kind an die Figur der Anrufung und das Aufdecken der bislang verkannten Bedeutung, die Foucault dem Problem Kind als Ausgangspunkt und wesentlichem Element bei der Herstellung und Gestaltung sozialer Ordnung bis zur Moderne beimisst.
Bernd Eggen, Soziopolis, 08.06.2022.
Der Autor zeichnet sich durch eine exzellente Kenntnis des Werkes Foucaults aus, wobei er auch Schriften berücksichtigt, die in der Foucault-Rezeption bis heute eine eher marginale Rolle gespielt haben.
Hans Schildermans, Bildungsgeschichte. Internationational Journal for the Historiography of Education, 12. Jg. 2022 (2).
[Burmeisters] ungemein dichten und komplexen Analysen der Rolle von Kindheit und Familie bei Foucault dürften nicht nur für diejenigen interessant sein, die sich für Probleme und Debatten der Foucaultrezeption interessieren. Die nicht minder akribischen Rekonstruktionen von unterschiedlichen Entwicklungskonzeptionen leben zwar stark von den relevanten Arbeiten aus der Kindheitsforschung, bestechen jedoch durch die systematische Klärung der mit ihnen verbundenen normativen Schwerpunktsetzungen in den Sichtweisen auf Kinder und Kindheiten.
Johannes Drerup, Zeitschrift für Pädagogik, Ausgabe 2/2024
Bemerkenswert ist, wie viel Material Burmeister aus unterschiedlichen Debattenkontexten rezipiert und in systematischer Weise verarbeitet hat. Seine ungemein dichten und komplexen Analysen der Rolle von Kindheit und Familie bei Foucault dürften nicht nur für diejenigen interessant sein, die sich für Probleme und Debatten der Foucaultrezeption interessieren.
Johannes Drerup, Zeitschrift für Pädagogik (Ausgabe 2/2024).