Staatliche Ordnung und Gewaltforschung

Zur Rolle von Gewalt in der stationären Pflege von Menschen mit Demenz

  • 444 Seiten
  • erschienen: 01.02.2023
  • 22,2 cm x 14,0 cm
  • broschiert
  • 1. Auflage 2023
  • Sprache des Textes: Deutsch
  • ISBN 978-3-95832-319-3
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Beschreibung


Jonas Barths Studie zeigt die gesellschaftliche Notwendigkeit der moralisierenden Gewaltforschung auf. Denn die Gewaltforschung reproduziert Formvorgaben über die gesellschaftliche Bedeutung von Gewalt und wird damit zu einem Teil eines staatlich verfassten ordnungsbezogenen Handlungszusammenhangs. Evaluative Stellungsnahmen in gewaltbezogenen Forschungen werden damit als symbolische Markierungen von Ordnungskonflikten erkennbar.

Diese Rekonstruktion ermöglicht die Explikation eines Maßstabs, mit Hilfe dessen sozialtheoretische Mittel entwickelt werden können, die neben der geleisteten Rekonstruktion grundsätzlich auch anders gelagerte, d.h. nicht nur staatliche Ordnungsbezüge von Gewalt erfassen können. In den oben rekonstruierten Ordnungskonflikten wird markiert, dass es in der Pflege zu Gewaltbestimmungen und -legitimationen kommt, die für illegitim gehalten werden. Vor diesem Hintergrund analysiert die Studie auf der Grundlage einer qualitativ-ethnographischen Studie das Verständnis von und den Umgang mit Gewalt, die die normative Ordnung in der stationären Pflege von Menschen mit Demenz kennzeichnen. Die entlang der ethnografisch erzielten und theoretisch verdichteten empirischen Befunde werden abschließend noch einmal auf die eingangs geleistete Rekonstruktion der staatsbezogenen Gewaltforschung rückbezogen, sodass die Befunde sowohl einen Beitrag zur pflegebezogenen als auch zur gesellschaftstheoretischen Gewaltforschung darstellen.

Jonas Barth


Jonas Barth
Jonas Barth ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Sozialwissenschaftliche Theorie an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen Sozial- und Gesellschaftstheorie, rekonstruktive Sozialforschung, Gewalt, Technik und Normativität.

Pressestimmen


Neben der Beantwortung der empirischen Fragestellung bietet das Buch ebenso einen theoretischen Mehrwert. Zum einen präsentiert Barth einen fein ausgearbeiteten Gewaltbegriff, der auch über das empirische Anliegen des Buches hinaus anschlussfähig ist. Zusammen mit dem Ziel des Autors, eine analytische Perspektive aufzuzeigen, Gesellschaftstheorie als methodisches Werkzeug zu begreifen, um zeiträumlich geltende Ordnungsprinzipien von Gewalt zu identifizieren, liefert Barth einen beachtenswerten Beitrag zur aktuellen deutschen kategorientheoretischen und methodologischen Gewaltdebatte.
Kevin Wiggert, Soziologische Revue 2024; 47(1)