Weltrisikogesellschaft als Ausnahmezustand

  • Erscheinungsdatum: 03.05.2010
  • Hardcover
  • 320 Seiten
  • 22.2 x 14 cm
  • ISBN 978-3-938808-87-0
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Beschreibung


Seit geraumer Zeit sind spätmoderne Gesellschaften Zeugen neuer globaler Risiken, die mit einer Expansion politischer Handlungszwänge und Entscheidungsnotwendigkeiten einhergehen. Der Begriff ›Ausnahmezustand‹ fasst die in diesem Buch betrachteten Konsequenzen dieser Prozesse wie unter dem Brennglas zusammen: In allen Fällen tritt ein in Anspruch genommenes Ausnahmerecht an die Stelle des Normprogramms. Offenbar ist die größte Gefahr oftmals nicht das Risiko selbst, sondern vielmehr seine Antizipation und Wahrnehmung, in deren Folge Gefahrenphantasien und Gegenmittel freigesetzt werden, die die moderne Gesellschaft ihrer bisherigen Handlungsfähigkeit berauben könnten. Die vorliegende Studie unternimmt den Versuch, sich dieser Dynamik unter der analytischen Perspektive des Wechselverhältnisses von ›Regel‹ bzw. ›Normallage‹ und ›Ausnahme‹ bzw. ›Ausnahmezustand‹ zu nähern.
Sie diskutiert das Spannungsverhältnis von Normallage und Ausnahme als analytische Folie, um die ›Normalität der Ausnahme‹ in vier unterschiedlichen Theoriediskursen nachzuzeichnen und aufeinander zu beziehen. An den exemplarischen Fallbeispielen globaler Gesundheitsrisiken sowie globaler Terrorrisiken werden dann eben jene Ausnahmen als Normalität der Weltrisikogesellschaft näher bestimmt.
An diesen Fallbeispielen soll nachgezeichnet werden, welche politischen, rechtlichen oder auch sozialen Veränderungen mit einer weltrisikogesellschaftlichen Modernisierung unter dem Fokus der Wechselbeziehung von Regel und Ausnahme einhergehen. So haben die Terroranschläge des 11. September 2001 offenbar nicht nur unser Lebensgefühl erschüttert, sondern auch unser rechtliches Kategoriensystem. Die unser Weltbild bisher tragenden Unterscheidungen von Krieg und Frieden, Militär und Polizei, Krieg und Verbrechen, innerer und äußerer Sicherheit, ja von innen und außen ganz allgemein scheinen seither aufgehoben. Fraglich ist dabei insbesondere, ob die herkömmliche Trennung zwischen Kriegsrecht, Polizeirecht und Strafrecht an unserer heutigen Situation vorbeigeht und wir deshalb wir neue Begrifflichkeiten brauchen. Abschließend wird im Anschluss an die vorgestellten Theorien des Ausnahmezustands und bezogen auf die vorgestellten Fallbeispiele präzisiert, welche politischen Herausforderungen in Zukunft mit dem Begriff des Ausnahmezustands verbunden sein dürften.

Markus Holzinger


Markus Holzinger ist seit 2008 Privatdozent für Soziologie an der Georg-August-Universität Göttingen. 2014 wurde er zum apl. Professor ernannt.

Stefan May


Stefan May
Stefan May promovierte im Fach Soziologie an der LMU München. Dort arbeitet er seit Juli 2013 am Institut für Soziologie. Forschungsschwerpunkte: Rechtssoziologie, Politische Soziologie und Religionssoziologie. Bei Velbrück Wissenschaft erschienen: Weltrisikogesellschaft als Ausnahmezustand (2010, mit Markus Holzinger und Wiebke Pohler).

Wiebke Pohler


Wiebke Schär, geb. Pohler, ist seit 2018 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Sine Institut München. Sie promovierte 2017 zum Thema „Innovation in der Nanomedizin“ an der katholischen Universität Eichenstätt-Ingoldstadt. Für ihr Promotionsarbeit bekam sie den Preis der Eichenstätter Universitätsgesellschaft e.V. für herausragende Abschlussarbeiten.

Pressestimmen


Der Band gibt einen guten Einblick in die aktuelle Diskussion zur Erosion einer alten und Entstehung einer neuen (globalen) Sicherheitsordnung unter Einbeziehung eines breiten Spektrums einschläggier sozial- und rechtswissenschaftlicher Literatur.
Soziologische Revue, Jg. 35 (2012), Susanne Krasmann.