Ungefähres

Gewalt, Mythos, Moral

  • Erscheinungsdatum: 14.04.2014
  • Paperback
  • 300 Seiten
  • 22.2 x 14 cm
  • Fadenheftung
  • ISBN 978-3-942393-64-5
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Beschreibung


Kultur ist ein Bereich des Ungefähren und Unbestimmten, für den Phänomene der Übersetzung und Überschreitung konstitutiv sind: Kulturelle Muster wandern, kreuzen Grenzen und werden in neue Systeme integriert, ohne sich jemals völlig assimilieren zu lassen. Aber bereits für sich genommen ist keine Kultur mit sich selbst identisch, sondern bestenfalls selbst-ähnlich. Kulturen lassen sich immer nur 'ungefähr' voneinander abgrenzen und sind darauf angewiesen, dass es ihre Mitglieder mit den unvermeidlich auftretenden Störungen und Missverständnissen nicht 'zu genau' nehmen. Die vorliegenden kultursoziologischen Studien sind einer kulturellen Logik des Ungefähren auf der Spur, die sich meist hinter der gesellschaftlichen Maskerade des Eindeutigen und Selbstverständlichen verbirgt. 'Natürlich' ist Folter unmoralisch und 'böse', sind Amok und Hooliganismus 'sinnlos'; allerdings verwischen sich bei genauerer Betrachtung die Grenzen zwischen Moral und Unmoral, Sinn und Nichtsinn, Gewalt und Nichtgewalt, Folter und Verhör und müssen unablässig neu gezogen und verwischt werden. Das geschwätzige Wuchern der Diskurse und die unablässliche Vervielfältigung der Bilder fördern eine gesellschaftliche Unübersichtlichkeit, in welcher die Unterscheidung zwischen Gerücht und Wissen, Original und Kopie, Gegnerschaft und Nachahmung zu kollabieren droht. Im Spannungsfeld von Logos und Mythos, von kultureller Repräsentation und ihrer Destruktion, von individueller Abgeklärtheit über öffentliche Moral und Religiosität hin zu gesellschaftlicher Säkularisierung, soll hier nicht nur eine Logik der Kultur aufgezeigt, sondern auch ein neuer Blick auf Probleme der Gegenwartsgesellschaft gewonnen werden.

Werner Binder


Werner Binder, geb. 1979, forscht und lehrt an der Masaryk-Universität zu Brünn (Brno, Tschechien). Seine Forschungsschwerpunkte sind soziologische Theorie, Kultursoziologie, interpretative Methoden und öffentliche Diskurse.

Marco Gerster


Marco Gerster, geb. 1983, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Makrosoziologie von Professor Bernhard Giesen an der Universität Konstanz.

Bernhard Giesen


Bernhard Giesen

Bernhard Giesen, geb. 1948, † 26.12.2020 war seit 1999 Professor für Makrosoziologie an der Universität Konstanz. Er war Forschungsleiter im DFG-Sonderforschungsbereich »Norm und Symbol« und seit 2006 Vorstandsmitglied des Exzellenzclusters 16 »Kulturelle Grundlagen von Integration«. Seit 2001 war er regelmäßig Gastprofessor an der Yale University.

Wir trauern um unseren Professor Dr. Bernhard Giesen, der 26. Dezember 2020 verstarb. Mit ihm verliert die deutsche Soziologie einen international Anerkannten Kollegen und der Verlag Velbrück Wissenschaft einen sehr geschätzten Autor.

Kim-Claude Meyer


Kay Junge, geb. 1960, ist Privatdozent und arbeitet als wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Makrosoziologie von Professor Bernhard Giesen an der Universität Konstanz. Werner Binder, geb. 1979, ist Postdoctoral Lecturer im Fach Soziologie an der Masaryk-Universität zu Brünn (Brno, Tschechien). Marco Gerster, geb. 1983, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Makrosoziologie von Professor Bernhard Giesen an der Universität Konstanz. Kim-Claude Meyer, geb. 1983, ist Stipendiat im Graduiertenkolleg 'Das Reale in der Kultur der Moderne' an der Universität Konstanz.

Pressestimmen


Daher dürfte das Buch zum einen für soziologische Seminare eine Bereicherung und vor allem Diskussionsplattform sein, zum anderen das Interesse all jener finden, die Aufklärung über sich selbst und ihre psychosozialen Lebensumstände wünschen, vor allem über das, was man sich in den Routinen des Alltags nicht bewusst macht (...).
socialnet.de, 5.9.2014, Arnold Schmieder.
Das Autoren- und Wissenschaftsteam setz[t] sich mit der fraktalen Struktur (...), sogar der 'Ahnenden Erkenntnis' (...) durch und durch gelungen auseinander. In einer vorerst beziehungslosen Vielheit ahnen wir manchmal das Muster, in dem jene Vielheit in einer sinnvollen Konfiguration erscheint. Und weiter 'In alltagästhetischen Schemata, sozialen Milieus oder Szenen ist die Unschärfe eine tatsächliche, exakte Eigenschaft der sozialen Wirklichkeit.' Und wer damit hadert, irrt, ist die Quintessenz dieser vortrefflichen Untersuchung zum Ungefähren.
kultur-punkt.ch, Juni 2014.