Dogmatik als soziale Praxis

Umrisse einer Theorie rechtlicher Wirklichkeitskonstruktion am Beispiel der Ungleichheit

  • Sprache des Textes: Deutsch
  • 1. Auflage 2025
  • Erscheint: Oktober 2025
  • 22,2 cm x 14,0 cm
  • ca. 375 Seiten
  • broschiert
  • ISBN 978-3-95832-419-0
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Beschreibung


Als Schnittstelle in der Vermittlung zwischen Recht und Wirklichkeit nimmt die Rechtsdogmatik eine Schlüsselposition ein, die bislang in ihrer sozialen Dimension unterschätzt wurde. Dogmatik ist weit mehr als eine reine Rechtstechnik, um zwischen Rechtsnorm und Fall zu vermitteln. Maie Mörsch weist nach, dass sie ein eigenständiger Wissensgenerierungsprozess ist mit weitreichenden rechtlichen wie faktischen Auswirkungen.

Dogmatische Wissensgenerierungspraktiken – so die leitende These des Buches – finden nicht im luftleeren Raum statt, sondern sind eingebettet in soziale Interaktionszusammenhänge zwischen verschiedenen Akteuren der Rechtspraxis und Rechtswissenschaft. Diese sozialen Prozesse sind ihrerseits geprägt von materiellen Rahmenbedingungen. Die in der Dogmatik gespeicherten Rechts- und Wirklichkeitsannahmen tragen die Spuren ihrer sozialen und materiellen Entstehungsbedingungen in sich. Dogmatik wirkt für das Recht als »Inklusionsfilter«, der bestimmt, welche Aspekte der Wirklichkeit rechtlich relevant werden und schließlich – vermittelt über die Rechtspraxis – auch eine verstärkte faktische Relevanz erfahren. Dieser Verarbeitungs- und Filterprozess der Dogmatik entscheidet, welche sozialen Realitäten in rechtliche Kategorien übersetzt werden und welche nicht. Die Untersuchung macht dementsprechend nachvollziehbar, dass das, was rechtlich kategorial erfasst wird, auch für die Verwirklichung spezifischer Interessen verstärkt mobilisiert werden kann. So entstehen Pfadabhängigkeiten in der Rechtsentwicklung: Bestimmte rechtliche und darüber vermittelt faktische Möglichkeitsräume verstärken sich asymmetrisch.

Maie Mörsch deckt in der vorliegenden Arbeit die bislang verborgene soziale Dimension der Dogmatik auf und fokussiert dazu auf das Beispiel Ungleichheit. Hierauf aufbauend arbeitet sie die Mechanismen der »Inklusion« und »Abstandsvergrößerung« heraus, die sich auch als ungleichheitsrelevant erweisen. Diese Erkenntnisse über die soziale Praxis der Dogmatik und die ungleichheitsgenerierenden Mechanismen eröffnen neue Perspektiven für einen reflektierten Umgang mit Dogmatik.

Maie Mörsch


Maie Mörsch

Maie Mörsch war Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Öffentliches Recht, Wirtschafts und Währungsrecht, Finanzmarktregulierung und Rechtstheorie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Zurzeit ist sie als Rechtsreferendarin am Landgericht Frankfurt am Main tätig.