Ränder der Darstellung

Leiblichkeit in den Künsten

  • Erscheinungsdatum: 30.06.2015
  • Paperback
  • 240 Seiten
  • 22.2 x 14 cm
  • ISBN 978-3-95832-051-2
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Beschreibung


Die Frage nach der Form von Kunstwerken und künstlerischer Praxis ist vielfach weitgehend getrennt von derjenigen nach der Leiblichkeit von Künstlern und Rezipienten abgehandelt worden. Künstlerische Form, so scheint es, hat zwar immer eine sinnliche Komponente, die aber eher auf eine purifizierte, von manifester Körperlichkeit bereinigte Sinnlichkeit bezogen ist – dieses Kantische Motiv zieht sich noch durch die zeitgenössischen Ästhetiken, die auf die eine oder andere Weise an Kant anschließen, indem sie etwa ästhetische Erfahrung in den Mittelpunkt stellen. Körper kommen dann ins Spiel, wenn es um Emotionalität geht, was eher mit den Motiven von Ausdruck und Wirkung zusammengebracht wird als ausgerechnet mit der Form, oder wenn Präsenz als gesteigerte Wirklichkeit evoziert und gefordert wird.

Die Beiträge dieses Bandes gehen insofern einen anderen Weg, als sie weniger von Körpern, sondern von Leiblichkeit sprechen und dies im phänomenologischen Sinne als spezifische Organisationsweise menschlicher Erfahrung begreifen, die nicht auf Affektivität reduziert und auf die manifeste Interaktion von Körpern festgelegt werden kann. In diesem Sinne sind (künstlerische) Form und Leiblichkeit immer durcheinander vermittelt, indem sowohl für Künstler als auch für Rezipienten eine immer bereits geformte oder zu formende Sinnlichkeit angesprochen ist, die nicht rein zu haben ist. Im Hintergrund steht dabei kein „Leib“ als Entität transfigurierter Körperlichkeit, sondern sensible Formen artikulierter Erfahrung, die jeweils sehr unterschiedlich sind, aber immer mit der spezifischen Opazität und Brüchigkeit menschlicher Leiblichkeit zu tun haben.
s. auch Band (4) aus der Reihe zu Fragen des Verhältnisses der Medialität zur Leib-Körper-Differenz.

Christian Grüny


Christian Grüny

Christian Grüny arbeitet seit Januar 2020 am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik. Er ist Redaktionsmitglied des Journal Phänomenologie, Mitglied des Editorial Boards von Musik & Ästhetik und seit 2018 des Beirats der Deutschen Gesellschaft für Ästhetik. Er studierte Philosophie und Linguistik in Bochum, Prag und Berlin. Forschungsschwerpunkte: Philosophische Ästhetik, Musikästhetik, Bildtheorie, Theorien der Leiblichkeit, Sprachentwicklung, Schmerz und Gewalt. Im Februar 2015 hat er den Förderpreis für Publizistik zur Neuen Musik der Hans- und Gertrud-Zender-Stiftung bekommen. Seit 2016 ist er als assoziierter Philosoph Mitglied des Kuratoriums des Musikfestivals Bern und seit 2018 einer der Herausgeber von Sym,, dem Magazin der Symphoniker Hamburg.