Ursprung des postmodernen Denkens

  • Erscheinungsdatum: 30.10.2007
  • Paperback
  • 190 Seiten
  • 22.2 x 14 cm
  • Fadenheftung
  • ISBN 978-3-934730-10-6
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Beschreibung


Peter Bürger begreift das postmoderne Denken als Antwort auf die im Ersten Weltkrieg aufbrechende Krise der Moderne. Was diesem Denken seine Dynamik verleiht, ist die Auseinandersetzung mit den tragenden Kategorien der Moderne – Subjekt, Arbeit, Fortschritt –, die Hegel in der »Dialektik von Herr und Knecht« in einen konsequenten Zusammenhang gebracht hatte. Der dunkle Surrealismus antwortete darauf mit der Preisgabe des Subjekts, der Verweigerung der Arbeit und der Verwandlung der Welt in einen Raum von Möglichkeiten.

Peter Bürger


Peter Bürger hat bis Ende 1998 an der Universität Bremen Literaturwissenschaft und ästhetische Theorie gelehrt. Geprägt von der Frankfurter Schule, hat er ausgehend von seiner Theorie der Avantgarde (1974, 13. Aufl. 2005) gemeinsam mit Christa Bürger den Erkenntnisgehalt der literarischen Moderne im Augenblick ihrer Infragestellung durch die Postmoderne einzufangen gesucht (Prosa der Moderne, 1988, 2. Aufl. 2001). Seite Ende der 80er Jahre hat er sich der zeitdiagnostischen Lektüre postmoderner Texte von Bataille bis Foucault zugewandt: Das Verschwinden des Subjekts. Eine Geschichte der Subjektivität von Montaigne bis Barthes (1998, 2. Aufl. 2001) und Ursprung des postmodernen Denkens (2000). 2007 erschien sein Studie über den engagierten Intellektuellen: Sartre. Eine Philosophie des Als-Ob.

Pressestimmen


It is both the strength and weakness of Peter Bürger's book on the origins of postmodern thought that it takes this moment of civilizational collapse, so poignantly recorded by the first psychoanalyst, as its starting point. Strength, because Bürger provides a lineage of postmodernisme which reaches back far beyond the political disillusionment of the 68 generation, or the economic shift towards neoliberalism and post-Fordism, which critics on the Left habe often seen as the source of the postmodern Stimmung.
Peter Dews, New Left Review 25, Jan-Feb 2004.
Bürger [gelangt] zu einem bisher kaum in vergleichbarer Schärfe gezeichneten dunklen Epochenbild, das die gängige Auffassung einer fröhlichen, spielerisch-unernsten Postmoderne, in der allesmöglich und machbar ist, gründlich erschüttert.
Toni Tholen, Romanische Monatsschrift, Heft 3/2001.
Das Buch handelt von einer Urszene in der Philosophie des 20. Jahrhunderts: In den dreißiger Jahren treffen in Frankreich Impulse des Surrealismus auf die unter Heidegger-Einfluß stehenden Hegel-Vorlesungen von Alexandre Kojève. Detailliert zeichnet Bürger die Begegnung der beiden Diskurse nach, die sich nach und nach durchdringen und schließlich bei Autoren wie Bataille und Blanchot zu einem radikalen Ansatz verschmelzen. Ebenso kenntnisreich behandelt er die weitreichenden Folgen des von ihm beschriebenen Ereignisses, die Auswirkungen auf die Nachkriegsautoren Foucault, Lacan und Derrida. Durch diese erweiterte Perspektive sprengt das Buch den Rahmen einer eng begrenzten historischen Studie und wird insgesamt zur einer (Teil-)Rekonstruktion der Moderne.
Christian Lavagno, Philosophischer Literaturanzeiger, Heft 1/2001.
Man darf den Titel von Peter Bürgers Studie, Ursprung des postmodernen Denkens, nicht so verstehen, als ob der Autor eine historisch genetische Analyse der »Postmoderne« beabsichtigte. Bürger versteht unter »Ursprung« - wie Walter Benjamin - nicht einen Anfang, dessen Geschichte sich dann kontinuierlich verfolgen liesse, sondern einen »Strudel«, der das »Entstehungsmaterial« in Bewegung versetzt. Darüber hinaus meint »Ursprung« im wörtlichen Sinne immer auch einen Sprung aus dem Bisherigen und Bekannten hinaus auf die »andere Seite«. In diesem Sinne bildet die Philosophie Hegels, insbesondere das Kapitel über Herr und Knecht in der »Phänomenoiogie des Geistes«, den philosophischen Ursprung der Moderne.
Rudolf Walther, Tagesanzeiger (Zürich), 25. September 2000.
Die Postmoderne - keine Spielerei mit den Resten der Moderne am Ende der Geschichte? Sondern eine Auseinandersetzung mit der Verzweiflung? Durchaus: der Bremer Romanist Peter Bürger sucht den Ursprung postmodernen Denkens in der Todeserfahrung. […] Peter Bürger hat die Diskussion jedenfalls um eine kluge, wenn auch nicht überraschende Variante bereichert.
Sven Ahnert, Die Welt, 2. September 2000.
Wie sehr Alexandre Kojève mit seiner vor illustrem Publikum betriebenen Hegel-Auslegung - insbesondere seiner Interpretation der Dialektik von Herr und Knecht - das Denken der französischen Intellektuellen seit den dreißiger Jahren beeinflußt hat, ist inzwischen wohl allgemein zur Kenntnis genommen. Das entsprechende Wirken des surrealistischen Impulses dagegen - potenziert zur sinnlosen, provozierenden Tat - ist bisher weniger gewürdigt worden. Hier setzt der durch einschlägige Veröffentlichungen bekannte Bremer Literatur-Wissenschaftler Peter Bürger ein und verfolgt den Faden offensiv und provokant bis hin zu Foucault und Derrida.
Neue Zürcher Zeitung, 20. Mai 2000.
[…] Vom Scheitern der surrealistischen Revolte zieht Bürger eine direkte Linie zu den dunkelsten Momenten des antimodernen Denkens - seinem Flirt mit Faschismus und Kommunismus. Es ist paradox: Das postmoderne Mißtrauen gegen ideologische Fundamentalismen jeglicher Couleur orientierte sich in seiner frühen, utopischen Phase ausgerechnet an der verführerischen Symbolik totalitärer Bewegungen. In der affektgeladenen Sprache politisch radikaler Gruppierungen von rechts und links erkannten die Theoretiker im Umfeld des Surrealismus die revolutionären Triebkräfte in ihrer elementaren Form. […] So mündet die »Anti-Moderne« in die gleiche Katastrophe wie zweieinhalb Jahrzehnte vor ihr die »Moderne«. Die surrealistische Avantgarde zieht sich ernüchtert zurück auf ihr eigentliches Terrain: Theorie und Kunst.
Kersten Knipp,Süddeutsche Zeitung, 8./9. April 2000.