Was ist gerecht? Was ist gut?

Eine deliberative Theorie des Gerechten und Guten

  • 1. 1., Aufl.
  • Erscheinungsjahr: 2012
  • Erscheinungsdatum: 01.05.2012
  • Buch
  • 464 Seiten
  • 22.2 x 14 cm
  • ISBN 978-3-942393-36-2
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Beschreibung


Dieses Buch bietet eine breit angelegte Analyse von Gerechtigkeit und ihrem Verhältnis zum Guten. Anders als weithin üblich werden allgemeine Gerechtigkeit und Verteilungsgerechtigkeit in einem Zuge bearbeitet. Der Schwerpunkt liegt dabei auf deliberativen Theorien der Gerechtigkeit. Diesen zufolge erlangen Gerechtigkeitsaussagen Gültigkeit durch Prozesse des Überlegens, die in der richtigen Weise mit den Überlegungen derjenigen, für die sie Orientierung sollen bieten können, verbunden sind. Diese allgemeine Charakterisierung der Grundidee deliberativer Gerechtigkeit zu einer Theorie auszubuchstabieren, erfordert eine Vielzahl von speziellen Bestimmungen bezüglich dessen, was Gerechtigkeitsaussagen sind, wie und wen sie orientieren können sollen, sowie: was Überlegungen sind und wie sie beschaffen sein müssen, um zu gültigen Aussagen zu kommen. Die Autorin setzt sich insbesondere mit den Theorien von John Rawls, Thomas Scanlon und Jürgen Habermas auseinander. Sie zeigt die Sollbruchstellen in deren Modellen auf und entwickelt im Anschluss daran einen eigenen, radikal deliberativen Ansatz. In Beantwortung der Frage, wie das Gute in das Gerechte eingehen soll, vertritt Rawls ein Komplementaritätsmodell, Habermas ein Integrationsmodell, Scanlon ein offenes Komplementaritätsmodell. In allen drei Modellen wird das Gute nicht deliberativ ausgelegt. Die Explizierung der Begriffe der Deliberation sowie des Guten und seiner Verschränkung mit dem Gerechten beinhaltet in allen dreien bestimmte theoretische Festsetzungen, die aus Rekonstruktionen dessen gewonnen werden, wie Personen überlegen, wenn sie Gerechtigkeitsüberlegungen anstellen, und wie sie überlegen, wenn sie überlegen, wie gut zu leben sei. Diese Festsetzungen aber sind nicht deliberativ angeschlossen, sie sind nicht gegenüber oder mit denjenigen, für die die Theorie Orientierung bieten können soll, begründet.

Eine konsequent deliberative Theorie ist aber, so Nadia Mazouz, erst mit einer deliberativen Theorie der Gerechtigkeit und des Guten erreicht. Eine halbierte deliberative Theorie, wie sie von den kritisierten Autoren vertreten wird, ist mit charakteristischen Setzungen behaftet, die den deliberativen Kern gefährden. Daher schlägt Mazouz vor, den Bezug des Gerechten zum Guten in einem vierten Modell – dem Perspektivenmodell – zu beschreiben. In diesem sind das Gerechte und das Gute Perspektiven auf das zu Beurteilende, wobei typischerweise Handlungen oder Institutionen beurteilt werden: Gerechtigkeit und das gute Leben sind nicht Bereiche mit unterschiedlichen Gegenständen, sie sind Weisen, Überlegungen zu beurteilen: als Überlegungen, in denen die Überlegungen anderer eine bestimmte Rolle spielen oder auch nicht, es sind Perspektiven, aus denen heraus Überlegungen beurteilt werden.

Nadia Mazouz


Nadia Mazouz, Dr. rer. nat. und Dr. phil. Studium der Physik und der Philosophie. Seit 2017 Universitätsprofessorin für Praktische Philosophie in Marburg. Sie habilitierte sich in Philosophie an der ETH Zürich zu dem Thema „Moral von Krieg und Frieden“.  Die Forschungsinteressen richten sich auf grundlegende Fragestellungen der  praktischen Philosophie und auf angewandte Probleme der Moral.

Publikationen bei Velbrück: Was ist gerecht? Was ist gut?

Pressestimmen


Das vorliegende Buch ist von einiger Bedeutung für verschiedene Aspekte und Probleme der deliberativen Theorie des Gerechten und Guten, u.a. für die verschiedenen Begriffe, für die Beschreibung des Sprektrums der Gerechtigkeitsauffassungen, für das Verständnis nicht-deliberativer Gerechtigkeitskonzeptionen, für die Analysen der Theorien von Rawls, Scanlon und Habermas, für die Rekonstruktion zeitgenössischer Diskussionen über Verteilungs- und Tauschgerechtigkeit und schließlich für die Reflexion über die Analysen einer deliberativen Theorie des Guten und Gerechten.
Internationale Freimaurer-Forschung (IF), Heft 33/2015, Helmut Reinalter.
Nadia Mazouz setzt sich intensiv mit den deliberativen Theorien der Gerechtigkeit von John Rawls, Thomas M. Scanlon und Jürgen Habermas auseinander. Hierbei legt die Autorin neben den grundlegenden Gemeinsamkeiten auch die wesentlichen Unterschiede der drei Theoretiker offen.
pw-portal 8.7.13 Thorsten Schumacher.