Mit dem vorliegenden Buch liegt die erste Gesamtdarstellung der Rezeptions- und Wirkungsgeschichte des Prometheusmythos in deutscher Sprache vor.
Nicht durch die Ausbreitung beliebiger Fülle wird die bis heute ungebrochene Signifikanz dieses Mythos anschaulich gemacht, vielmehr zeigt der Autor in Lektüren, Analysen und Interpretationen modellbildender Texte aus seiner Geschichte und an verblüffend aktuellen Inanspruchnahmen im Alltag der Gegenwart, wie sich aufgrund der Nachhaltigkeit und Novellierbarkeit des Prometheus-Mythos Figuren der Erkenntnisbildung und Methoden der Wirklichkeitsreflexion im Bereich von Literatur, Kunst, Philosophie, Wissenschaft und Kritik scharf und differenziert ausprägen. Von den Anfängen der kulturellen Überlieferung bis in die unmittelbare Gegenwart reicht die ›Arbeit am Mythos‹ von Prometheus. Hesiod, Aischylos, Platon, Aristophanes und Lukian führen ihn als Schlüsselfigur in den mythologischen, literarischen und philosophischen Diskurs ein. Im Agon des Titanen mit dem Gott Zeus formieren sich die Grundstrukturen des menschlichen Daseins. Die Verknüpfung mit Gestalten wie Epimetheus, Pandora oder Herakles steigert die Vielbezüglichkeit des Mythos und setzt ein Bilder-Denken in Polaritäten und Konstellationen in Gang. In Renaissance und Barock, Aufklärung und Romantik artikulieren Autoren wie Boccaccio, Bacon, Calderón, Voltaire und Rousseau Reichweite und Kritik neuzeitlicher Wissenschaftskonzepte und Gesellschaftsentwürfe durch Auslegung und Umarbeitung seines Mythos. Zur Identifikationsfigur für das rebellische Künstlergenie geworden, verkünden Goethe, Herder und der ›Sturm und Drang‹ in Prometheus antiabsolutistisches Freiheitsbegehren, schöpferischen Autonomieanspruch und klassische Humanitätsidee. Am Feuer des Prometheus entzündet sich die technologische Phantasie in Wissenschaft wie Science Fiction, gleichzeitig leiten technikkritische Stimmen ihre Argumente aus seinem Mythos ab. Auf Prometheus berufen sich Apologeten und Kritiker sozialistischer wie marktliberaler Gesellschaftsentwürfe.
»Günter Peters' Studie ist ein weitblickendes und umsichtiges, ein brillantes Resümee der Rezeptionsgeschichte.«
Michael Braun, literaturkritik.de,März 2017