Dieses Buch bietet in 15 Studien von Platon und Aristoteles über T. Hobbes, C. v. Clausewitz, C. Schmitt, E. Fink bis hin zu J. Derrida, E. Levinas, C. Mouffe, J.-L. Nancy und P. Ricœur eine umfassende Einführung in die Problematik des Politischen - im Lichte unaufhebbarer Gewalt.
Schon oft wurde behauptet, das Politische sei bereits durch die Griechen der Antike oder spätestens durch Machiavelli entdeckt worden. Doch statt sich seitdem als 'unser Schicksal' darzustellen, wie es ein napoleonisches geflügeltes Wort besagt, scheint es längst wieder 'selten' geworden zu sein, wie J. Rancière und andere feststellen, die der Vitalität des Politischen zu neuem Recht verhelfen wollen. Statt auf einen 'ursprünglichen' Begriff des Politischen zurückzugreifen, sah man sich dazu gezwungen, ein 'Gegengedächtnis' (N. Loraux) gegen ein vorherrschendes Verständnis des Politischen aufzubieten, das im Verdacht steht, den Sinn dieses Begriffs bis heute verkannt zu haben.
Dieses Verkennen betrifft, wenn wir Phänomenologen des Politischen folgen, ausgerechnet das, was eine politische Welt ausmachen müsste, die ihren Namen verdient. Darüber aber beginnen wir uns erst im Lichte einer eminent zerstörerischen Weltlosigkeit klar zu werden, die maßgeblich von H. Arendt beschrieben worden ist. So kommt eine ganz neue, nachträgliche Befragung des Politischen in einer Zeit in Gang, die der Zerstörung des Politischen selbst verdächtig war. Zugleich setzt die Befragung des Politischen mit nicht beschönigter Gewalt ein, deren Erkundung P. Ricœur zu einer erst in Angriff zu nehmenden Forschungsaufgabe erklärte. Demnach müsste es zunächst darum gehen, die 'Welt der Gewalt' eingehend zu erforschen. Dann erst wäre ggf. zu zeigen, wie politisches Leben möglich ist, das der Herausforderung ›der‹ Gewalt standzuhalten verspricht. Ob es dabei um eine Aufhebung der Negativität der Gewalt gehen kann, wie man es sich mit Hegel vorstellt, steht dahin.
Auch das ist eine philosophische Forschungsfrage ersten Ranges, der man sich weder durch einen dialektischen Versöhnungsoptimismus noch auch durch eine pauschale Affirmation der Unaufhebbarkeit jeglicher Gewalt einfach entziehen sollte. Wo (wie bei C. Mouffe) Versöhnung für unmöglich gehalten und sogar verweigert wird, muss man sich doch fragen, ob die Hoffnung auf Beseitigung einschneidender Gewalt so leicht preiszugeben ist.
Kann einer sozialphilosophisch gewendeten Dialektik wirklich nur eine Lobrede auf unaufhörlichen Kampf gegeneinander entgegengesetzt werden, der jede Welt früher oder später zu spalten droht? Gilt es nicht dritte Wege zu erkunden, auf denen sich die politische Phantasie nicht derart beschränken lassen dürfte?