Zum Schweigen. Macht/Ohnmacht in Erziehung und Bildung

  • Erscheinungsdatum: 31.07.2015
  • Paperback
  • 320 Seiten
  • 22.2 x 14 cm
  • Fadenheftung
  • ISBN 978-3-95832-062-8
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Beschreibung


Schweigen ist zugleich Part wie Konterpart von Sprache oder Sprechen. Es stellt eine Möglichkeit dar, über das Sagbare und Unsagbare zu reflektieren. Dass Schweigen Ausdruck von Macht und Ohnmacht ist, kann gerade in Er-ziehungs- und Bildungsverhältnissen aufgezeigt werden.
In den bisherigen systematischen Auseinandersetzungen wird Schweigen in Familie, Schule oder Bildungspolitik entweder idealisiert oder einzig als Verschweigen gedeutet – und auf diese Weise eine klar zu identifizierende Machtkonstellation behauptet. In beiden Fällen werden die dem Phänomen und seinen Deutungen innewohnenden Ambivalenzen aufgehoben. Schweigen ist aber sowohl ein Instrument der Mächtigen als auch eine nahezu letzte und dennoch souveräne Äußerung, eine Machtdemonstration der Ohnmächtigen.

Die Frage, wer, wann, wie, aus welchen Gründen sprechen oder schweigen darf, kann oder muss, ist ohne die Berücksichtigung von Machtkonstellationen und hegemonialen Verflechtungen nicht zu beantworten.

Der Band vollzieht diese Zusammenhänge systematisch nach. In historischer, theoretischer und empirischer Hinsicht werden die Grenzen des Phänomens abgeschritten, die Dimensionen Raum und Körper einbezogen und institutionalisierte Formen des Schweigens rekapituliert.
So richtet sich der Band an diejenigen in Sozial-, Kultur- und Geisteswissenschaften, die sich empirisch und analytisch für Macht und Ohnmacht in Erziehungs- und Bildungsverhältnissen interessieren, von denen das Schweigen zeugt.

Michael Geiss


Michael Geiss, Dr. phil., ist Oberassistent am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Zürich. Gegenwärtig forscht er zum Bildungseifer schweizerischer Unternehmer im 20. Jahrhundert. Weitere Schwerpunkte seiner Arbeit sind das Verhältnis von Bildung und Staat, die Geschichte der europäischen Bildungsökonomie und die Formalisierung pädagogischen Wissens.

Veronika Magyar-Haas


Veronika Magyar-Haas ist seit September 2019 Professorin an der Universität Freiburg, Departement Erziehungs- und Bildungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Kindheit und Jugend.

Pressestimmen


Die Vielfalt der Beiträge zum Thema Schweigen in pädagogischen Arbeitsfeldern erstaunt und erschüttert zugleich, wenn Schweigen als Instrument der Machtausübung von Lehrenden, Erziehenden missbraucht wird, um auf der anderen Seite Ohnmachtserfahrungen oder Verbrechen vertuschen zu wollen oder gar Subjekte zum Schweigen zu bringen. Vor allem die Beiträge zu sexualisierten Gewalterfahrungen in pädagogischen Einrichtungen geben zu denken – hier sollte die akademische Zunft der Erziehungswissenschaftler_innen sich endlich des Themas breit annehmen und nicht durch ihr Schweigen sich zum Komplizen oben beschriebener Machtausübung bzw. Machtmissbrauch machen. [...] Pädagogisch Interessierten, Studierenden und auch Lehrenden in den Lehramtsstudiengängen oder anderen pädagogischen Disziplinen ist dieses Buch sehr ans Herz zu legen und zu wünschen ist ihm eine breite Rezeption und Diskussion.
Wilhelm Schwendemann, socialnet.de, 6.3.2017.
Der vorliegende Band versammelt durchgehend anspruchsvolle, thematisch fokussierte Lektüren. Abseits der >klassischen< Orte des Schweigens in didaktischen, unterrichtsbezogenen oder lerntheoretischen Diskussionen bietet sich hier ein Blick durch das Kaleidoskop auf ein pädagogisch relevantes Phänomen in seinen politisch, macht- und institutionentheoretisch justierten Bezügen.
EWR 15 Nr. 4/2016, Sabrina Schenk.
[…] seine Lektüre [ist] ein Gewinn, weil er gerade zeigt, wie ein wortwörtlich verschwiegenes Phänomen trotz seiner Tendenz zur Abwesenheit zum Gegenstand gemacht werden kann.
Zeitschrift für Pädagogik, Heft 5/2016, Jeannette Windheuser.
Insgesamt liefert der Band somit eine sehr frische und vielseitige Annäherung an das Thema Schweigen und sensibilisiert für das Bedeutungsspektrum dieses Phänomens.
Vierteljahresschrift für Wissenschaftliche Pädagogik, 1/2016, Marlene Kowalski.